Einmal im Leben: Es gibt sie, diese Aufnahmen die ein Fotograf genau ein einziges Mal in seinem Leben machen kann. Er kann eine solche einmalige Gelegenheit nutzen und hat damit ein einzigartiges Bild im «Kasten». Oder er verpasst die Chance und geht leer aus. Haben oder nicht haben, einen zweiten Versuch gibt es leider nicht. Nur der Augenblick und die Erinnerung bleiben. Eine gewagte These? Ich glaube nicht!
Ich denke dabei nicht an Veranstaltungen die man besucht, Orte dieser Welt die man bereist, oder an Safaris in Afrika mit Tiersichtungen en masse. Während man einen besuchten Ort immer wieder aufsuchen oder ein versäumtes Tierbild mit etwas Glück in ähnlicher Weise nachholen kann geht es bei einmaligen Motiven um mehr. Der magische Moment ist ist oft nach Sekunden endgültig vorbei, sei es durch die Einmaligkeit des Motivs und der Aufnahmsituation, die sich ergebende Komposition eines Bildes, der Lichtstimmung, des Abstandes zum Motiv und anderer Gründe.
Speziell in der Tierfotografie habe ich solche nicht wiederkehrende Momente wiederholt erlebt. Sei es:
- Durch ungewöhnliche Nahaufnahmen mit Unterschreiten der Fluchtdistanz.
- Durch ein ungewöhnliches und überraschendes Verhalten von Tieren oder Tiergruppen.
- Durch deren Seltenheit und geringe Verbreitung und deshalb generell mit wenig Aussicht auf eine Sichtung.
- Durch Zufälle, die ein einmaliges, nicht repetierbares Motiv schaffen.
Ich möchte dies nachstehend anhand einiger erlebter Beispiele, inklusive deren Aufnahmedaten ausführen:
Abendstimmung am Kwando River, Mudumu Nationalpark
Das Spiegelbild von zwei Elefanten am Ufer des Kwandos, im Mudumu National Park nahe der Lianshulu Lodge, Caprivi, Namibia: Am späteren Nachmittag ging es auf eine Bootsfahrt den Kwando River abwärts. Die Fahrt verlief anfänglich ziemlich ereignislos. Die «Blaue Stunde» hatte bereits begonnen als wir nun flussaufwärts fahrend zwei Elefanten direkt am Wasser stehen sahen, die sich angestrahlt vom Abendlicht im glatten Wasser des Kwando River spiegelten. Canon EOS 5D, EF 24-105 mm bei Brennweite 82 mm, 1/160 Sekunde bei Blende 11. Das Bild ist unten leicht beschnitten.
Das Hippo im Chobe River, bei Kasane, Botswana: Wir fuhren mit einem kleinen Boot auf dem Chobe River und beobachteten eine Herde Elefanten die sich anschickte den Fluss zu queren als plötzlich und unerwartet ein Hippo auftauchte. Das Bild gelang nur weil ich die Kamera am Auge hatte und zufällig auf den Auftauchort fokussierte. Und deshalb sofort reagieren konnte. Es scheint mir undenkbar diese Szene so zu wiederholen. Canon EOS 10D, EF 400 mm, 1/750 Sekunde bei Blende 8. Das Bild ist beschnitten.
Auftauchendes Hippo in Chobe River, Chobe National Park
Giraffenbulle unterwegs im Seronera Valley, Serengeti
Der herum streifende Giraffenbulle in der Central-Serengeti, Tanzania: Diese Bild mit der Akazie erinnert an Filme von Bernhard Grzimek und andere Tierfilmer. Dennoch ist die Situation so in der Serengeti wegen der Einflussfaktoren schwierig zu finden und eher untypisch. Die Aufnahme entstand am späteren Nachmittag bei seitlichem Licht. Das dürre Gras und Sonnenschein führten zu dieser speziellen Licht- und Farbstimmung. Canon EOS 5D, EF 70-200 mm bei Brennweite 109 mm. 1/250 Sekunde bei Blende 11. Das Bild ist unbeschnitten.
Die beiden Löwinnen am Strassenrand des Etosha Nationalpark, Namibia: Das Bild entstand aus purem Zufall. Völlig unerwartet sahen wir bei der Fahrt auf der C38 diese beiden Löwen direkt unter einem Baum am Strassenrand liegen. Wir waren so überrascht dass wir nach dem Anhalten rund fünfzig Meter auf der Gravel Road zurück setzen mussten. Beide Tiere liessen sich durch Fahrzeug, Geräusch und unsere Anwesenheit nicht beirren und blieben an ihrem schattigen Ruheplatz liegen. Aufnahmeabstand so um die drei Meter; ich wagte kaum das Seitenfenster etwas zu öffnen. Canon EOS 5D, EF 70-200 mm, bei Brennweite 200mm. 1/400 Sekunde bei Blende 8. Das Bild ist unbeschnitten.
Löwinnen im Schatten an der C38 im Etosha Nationalpark
Der «African Pygmy Falcon» im Namib Naukluft National Park, Nambia: Er lebt im südlichen und östlichen Afrika und ist der kleinste Raubvogel des gesamten Kontinents. Er wird maximal 20 cm lang und liebt trockenen Busch. Er lebt überwiegend in einer leeren Nestkammer von Siedlungsweber-Vögel. Im südlichen Afrika ist er nur in der wenig erschlossenen Kalahari Wüste und im Namib Naukluft National Park zu finden. Bis heute sah ich diesen Vogel genau einmal. Für das Foto benötigte ich eine Stunde Zeit und mehrere Anschleichversuche um ihn endlich nahe genug und frei vom Dickicht vor die Kamera zu bekommen. Unmöglich dieses Motiv und die Szene so zu planen. Zum Beleg einfach mal die Bilder in Google ansehen: Mehrheitlich in Gefangenschaft aufgenommen oder dann als Ausschnitt in niedriger Auflösung eingestellt. Canon EOS 7D, EF 400 mm, 1/1000 Sekunde bei Blende 8. Das Bild ist quadratisch beschnitten.
Pygmy Falcon (Zwergfalke) bei der Namib Naukluft Lodge
«Von der Decken`s» Hornbill im Seronera Valley, Serengeti
Der «Von der Decken`s» Hornbill, Serengeti, Tanzania: Diese Varietät des Nashornvogel ist sehr scheu, selten und findet sich nur in Ostafrika, vor allem im Osten des ostafrikanischen Grabens. Er lebt vor allem in Dornbuschwerk und trockenen Lebensräumen. Das bringt es mit sich dass man in nur selten sieht und dazu im Dickicht nur schlecht fotografieren kann. Dieses Männchen fand ich auf einem Ast am Strassenrand sitzend. Einige Meter weiter sahen wir das Weibchen, etwas von der Pad entfernt im Gebüsch. Ein sehr schönes Motiv, so aber nicht zu planen. Canon EOS 7D, EF 400mm, 1/1600 Sekunde bei Blende 7,1. Das Bild ist leicht beschnitten.
Ich denke diese kleine Auswahl belegt die These, dass es überraschende Fotomotive gibt, die durch ihre Einzigartigkeit bestechen und als solche weder vorhersehbar, noch planbar sind oder deren Aufnahme im Einzelfall gar garantiert ist. Umso befriedigender, wenn man per Zufall solche Motive finden kann. Oder mit geduldigem Ansitzen, Verfolgen und mit Glück einen solchen magischen Moment fotografisch festzuhalten.
Ein Wort zur Technik: Es versteht sich von selbst, dass bei dieser Vielzahl an Unwägbarkeiten die formalen Kriterien für ein technisch einwandfreies Foto nicht immer einzuhalten sind. Zu oft passt der Hintergrund nicht, das Licht fällt von der falschen Seite / Winkel auf das Motiv oder der Tageszeitpunkt (harsches, hochstehendes Licht) ist ungünstig. Oder das Motiv ist zu weit entfernt; die Pads dürfen in Afrika ja nicht verlassen werden und ein Anpirschen zu Fuss ist zu riskant. Teil der «Nahrungskette» zu sein ist nur mässig spannend und führt zu beschleunigtem Puls :-)). Es geht in einem solchen Moment aber gar nicht um die Aufnahme sondern ausschliesslich um Emotionen: Einen solchen Augenblick bewusst zu erleben und auskosten zu können – ein perfektes Bild hin oder her.
Alle Bilder im JPEG oder RAW-Format mit Kameras von Canon aufgenommen, in Adobe Lightroom bearbeitet und für das Web aufbereitet.
Mehr Bilder zum Thema im Album: Once in a lifetime – Einmal im Leben.
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