Welches ist die ideale Fotoausrüstung für Reise-, Stadt- und Landschaft-Fotografie? Schon eine erste Betrachtung offenbart vielfältige Auswahl-Kriterien. Nur einige, die dem Leser sofort einfallen: Kameramarke und ihr Bekanntheitsgrad, die verfügbaren Objektive und deren Güte, Grösse und Gewicht von Kameragehäuse und Objektiven, die Auswahl an Zubehör und die Erweiterungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt der Wettbewerb, der Service und das Preisgefüge. In Zeiten der analogen Film-Fotografie im Kleinbild-Format war eine Betrachtung dieser Merkmale für einen System-Entscheid bereits ausreichend.
Nicht so im heutigen Digitalzeitalter: Eine Vielzahl von technischen Merkmalen angefangen bei der Sensorgrösse und der Anzahl der bildgebenden Pixel bis hin zur kompatiblen Bild-Verarbeitung und -Ausgabe am heimischen Notebook erhöhen die massgeblichen Kriterien. Funktionen wie Objektiv-Stabilisierung, Motiv-Programme, Filtereffekte, Filmsimulationen, Gesichtsfeld-Erkennung, drahtlose Bildübertragung zu PC und Drucker, ausgeklügelte Videofunktionen, variable Tastenbelegung und Einstellmöglichkeiten, usw. wollen alle beachtet werden. Alles ziemlich verwirrend – einverstanden?
Über die zugrunde liegenden angewandten Technologien haben wir bis dahin noch kein einziges Wort verloren. Nicht überraschend, dass die Wahl der richtigen Fotoausrüstung heute schwierig und zeitaufwändig ist; am Ende nicht selten in teuren Fehlkäufen endet. Die Fotoforen und Verkaufsplattformen im Internet sind voll von abschreckenden Beispielen.
Auch ich habe diesen Auswahlprozess mehrmals durchlaufen und mein System über die Jahre mehrmals meinen veränderten Bedürfnissen angepasst. Jahrzehnte bin ich mit Konica, Zeiss Contax und Analogfilm unterwegs gewesen. Seit 2002 bis heute mit verschiedenen Canon DSLRs auch in der digitalen Welt, ab 2012 aus Gewichts- und fotografischen Gründen mit Fuji X als meinem bevorzugtem System im Alltag.
Fuji X-E2s mit APS-C und 16 Megapixel, ideal für Einsteiger
Als Summe meiner Erfahrung, ausgedehnten eigenen Recherchen und als Ergebnis einer mehrstündigen Diskussion ist deshalb die Fuji X-E2s mit APS-C-Sensor für mich die preiswerte Erstausrüstung für ambitionierte Einsteiger und Amateure. Sie ist die ideale Begleiterin für die Reise-, Stadt- und Landschafts-Fotografie und bietet genügend Erweiterungs-Potential für fortgeschrittene Benutzer.
Was fotografische Belange angeht lässt die Fuji X-E2s zudem wenig Wünsche offen. Ich spare mir hier weitergehende beschreibende und technische Ausführungen. Wer mehr zur Fuji X-E2s und den Fujinon Objektiven wissen will folgt den am Ende platzierten Links.
Ein für mich wichtiger Punkt: Vorbildlichen Kundenservice beweist Fuji mit regelmässigen Firmware-Updates zur Fehlerbehebung und Einführung neuer Funktionen. Und das erwiesenermassen über Jahre hinweg. Das vermittelt Sicherheit für den Fall der Fälle und bedeutet Schutz meiner Investitionen.
Ich bekenne mich ausdrücklich zum APS-C-Sensorformat wie es Fuji, aber auch andere, anbieten. Auf das herkömmliche Kleinbild oder «Vollformat»-Format einer Sony A7, um ein Beispiel zu nennen, verzichte ich aus technischen Gründen. Deren Hersteller ist für mich wegen seiner mir als suspekt erscheinenden Modellpolitik und der mangelnden Bedienerfreundlichkeit der Kameras ein generelles «no-go». Bleiben die Modelle von Leica, die aber preislich in einer eigenen Liga angesiedelt sind.
Das kleinere MFT-Sensor-Format (Micro Four Thirds) von Panasonic und Olympus hingegen erachte ich für meine Ansprüche an Handling und Bildqualität als nicht zukunftsträchtig genug. Es wurde zu einer Zeit als Standard festgelegt als die Sensor-Entwicklung im Vordergrund stand; er sollte Mechanik und Elektronik von Kamera und Objektiven normieren und damit die Fototechnik für das digitale Zeitalter fit machen. Heute bestimmen allerdings Funktionen wie OIS, IBIS, DFD (Depth from Defocus) und mehr – alle nicht im MFT-Standard enthalten – die Entwicklung. Damit leidet die systemübergreifende Kompatibilität – als der gemeinsame Nenner – zusehends.
Zudem liebe ich das APS-C-Format mit dem Bildseitenverhältnis 3:2 und bevorzuge es klar gegenüber MFT mit seinem Verhältnis von 4:3 bei maximaler Pixel-Nutzung. 3:2 ist zwar bei MFT ebenfalls möglich, aber nur mit einem Verlust von über 8% der Höhenpixel – etwas unschön finde ich.
Drei Einstiegs-Varianten für engagierte Fotografen
Für einen Neukauf möchte ich je nach Vorlieben und Budget drei Kits vorschlagen.
Lösung mit nur einem Objektiv: Fuji X-E2s mit dem Fujinon Telezoom XF18-135mm. Handliches und leichtes Gesamtpaket das einen Grossteil der üblichen Anwendungsfälle bei kleinem Packmass abdeckt. Entspricht einem Brennweitenbereich im Kleinbild-Äquivalent von 27-206 mm.
Lösung mit zwei Objektiven: Fuji X-E2s mit den beiden Fujinon Telezooms XF18-55mm und XF55-200. Beide mit guter Lichtstärke und Bildstabilisator, dieses Kit ist flexibler dank einem Mehr an Brennweite gegenüber der ersten Lösung. Benötigt etwas mehr Platzbedarf bei leicht höherem Gewicht. Beide Objektive entsprechen zusammen einem Brennweitenbereich im Kleinbild-Äquivalent von 27-305 mm.
Ergänzung einer der beiden Vorschläge mit einer lichtstarken Fujinon Festbrennweite: Je nach Vorliebe als Weitwinkel-Objektive XF16 oder XF23, als Normalbrennweite XF35, für Portraits mit XF56 oder als leichtes Tele XF90. Vielleicht ist aber auch ein Pancake wie das XF18 oder XF28 die richtige Wahl?
Allen drei Vorschlägen gemeinsam ist das «stylische» Retro-Design der X-E2s als unauffällige Rangefinder-Kamera. Eher einer Kompaktkamera gleichend vermeidet sie die intrusive, aufdringliche Erscheinung der meist grösseren Spiegelreflex-Kameras. Von der Bildqualität her kann die Fuji X-E2s problemlos mit den aktuellen Einsteiger- und Semi-Pro-Modellen von Canon und Nikon mithalten. Verwöhnt von der Objektiv L-Serie von Canon hatte ich zuerst einige Bedenken zu den Fujinons. Nach einigen Jahren Fotografieren mit meiner Fuji X-E1 ist für mich das Gegenteil der Fall: Schärfe, Farbwiedergabe, niedriges Rauschen und Bildwirkung haben mich überzeugt.
Alternativ-Lösung: Wer preislich sparen will sollte die Fuji X-E2s mit den zwei Objektiven XC16-50 und XC50-230 noch in Betracht ziehen. Allerdings fühlen sich die beiden «Plastic-Bomber» im Haptik-Vergleich zu den XF-Ausführungen geradezu billig an, optisch hingegen liegen sie mit den Kit-Linsen von Canon gleichauf.
Wer Bildwirkung und Bokeh der Fujinon Objektive vorab simulieren möchte kann diesen «Bokeh und Tiefenschärfe Rechner» ausprobieren.
Fuji X-E2s - mein persönlicher Disclaimer :-))
Die oben ausgeführten Systemvorschläge sind nicht geeignet wenn:
- schon für eine andere Kameramarke als Fuji entschieden wurde.
- ein anderes Sensorformat als APS-C (Kleinbild, MFT, etc.) gefordert wird.
- aus welchen Gründen auch immer, mehr als 16,3 Millionen Bildpunkte (Megapixel) nötig sind.
- ein Gehäuse-Design ähnlich einer Spiegelreflexkamera bevorzugt wird.
- ein Klapp-Display für bodennahes Fotografieren oder Überkopf-Aufnahmen gewünscht wird.
- schneller Hallensport fotografiert werden soll.
- vorwiegend Vögel, vor allem Kleinvögel fotografiert werden sollen.
- 4K-Video-Fähigkeit erforderlich ist.
- Lightroom zur Bildbearbeitung älter als in Version 6.4 benutzt wird, oder der RAW-Converter die Fuji X-E2s nicht unterstützt. Und ein Software-Upgrade nicht in Betracht kommt (gilt nur für RAW).
- «Geiz ist geil» hoch im Kurs steht.
Chris Upton zur Fuji X-T1 und X-E2s
Fuji Guys on X-E2s
Links:
Fuji, offizielle Seite: Fujifilm X-E2s
Fuji, X-E2s Microsite
Fuji, Auto Focus Special Site
Fuji, X-E2s Deutsche Bedienungsanleitung
ePhotozine: Fujifilm X-E2S Rangefinder-Style X-Series Camera
Fuji, Fujinon XF-Objektive
ePhotozine: Top 10 Best Fujifilm Lenses Reviewed 2014
Flickr.com: Fujifilm X-mount Cameras