Es ist eine der weltweit schönsten Wasserstrassen überhaupt; viele träumen ein Leben lang davon die Inside Passage zu befahren. Mich packte der Gedanke an einem Septembertag vor wenigen Jahren, als ich an Vancouver`s Canada Place die riesigen, hier vertäuten Kreuzfahrtschiffe bewunderte. «Einmal die Inside Passage und durch die Welt der 1000 Inseln fahren: Das wär`s».
Die Inside Passage erstreckt sich über die zwei Gliedstaaten British Columbia / Kanada und Alaska / USA von Vancouver ausgehend Richtung Norden. Zwischen zahllosen, teilweise unbewohnten Inseln führt sie vorbei an endlosen Tannenwäldern, engen Fjorden, lang gezogenen Kanälen, hohen Wasserfällen und mächtigen Gletschern die zum Teil bis ins eisige Wasser reichen. Überstrahlt von mächtigen, bis 4600 Meter hohen, tief verschneiten Berggipfel und begleitet von einer Vielzahl an Tieren: Walen, Orcas, Seelöwen und Delphinen und andere mehr.
Vancouver: Wir machten noch einen kleinen Rundgang um den Canada Place und schauten uns die frühmorgens eingelaufenen Schiffe an. Um halb sieben Uhr legte die «Star Princess» an. Gefolgt von der «Nieuw Amsterdam» und der «Lé Soleal».
Wir verlassen Vancouver
[/ultimate_heading]
Es galt Abschied von Vancouver zu nehmen. Wir fuhren zum Cruise Center und fanden uns in einer geschäftigen Halle wieder. Hier erhielten wir unsere Bordkarten für die Balkonkabine auf dem Lidodeck. Der US-Zoll prüfte gewohnt gründlich und gewohnt unfreundlich unsere Papiere; zum Glück war alles in Ordnung und wir durften endlich die «Star Princess» betreten.
Beatrice vom Traumschiff war leider nicht da; statt dessen ein dreistöckiges Atrium und ein emsiges Gewusel. Personal wies den Weg zu den Liften. Minuten später fanden wir uns auf der Kabine wieder, gefolgt von einem ersten Aha. Die Kabine erwies sich als geräumig, mit genügend Platz und grossem Stauraum. Die Sicht vom Balkon auf die Stadtseite war super – wir fühlten uns ok. Das Ablegen konnte von uns aus beginnen. Kurz vor 17 Uhr legte die «Star Princess» vom Pier ab und verliess den Burrard Inlet mit Kurs auf die offene See. Das Schiff fuhr langsam unter der Lions Gate Brücke durch, das Schiffshorn ertönte langanhaltend, Zuschauer winkten vom Aussichtspunkt. Die siebentägige Inside Passage nach Alaska hatte begonnen.
Juneau als Hauptstadt Alaskas
[/ultimate_heading]
Ketchikan: Ich erwachte früh um 5 Uhr, es war bereits hell und Land in unmittelbarer Nähe. Wir befanden uns im Zugangskanal zu Ketchikan und gemäss meinem GPS zu diesem Zeitpunkt noch etwa 10 km vom Ziel entfernt. Die «Star Princess» machte nur noch wenig Fahrt und erreichte wenig später den Ort. Sie vertäute am Berth 4.
Im Vorfeld hatten wir einen Flug in das «Misty Fjords National Monument gebucht». Den Taquan Air Schalter an der Ketchikan Waterfront Base fanden wir problemlos. Kurz nach acht Uhr ging es los. Wir gingen an Board einer weiss-blau bemalten De Havilland DHC-3 Otter mit Baujahr 1957. Der Pilot instruierte kurz über die Sicherheitsvorschriften. Die Kopfhörer gegen den Motorenlärm und für die Intercom-Sprechanlage aufgesetzt und los ging es. Die Otter glitt auf das offene Wasser hinaus, der Pilot gab Vollgas und Augenblicke später befanden wir uns in der Luft. Das «Misty Fjords National Monument» erwies dem Namen alle Ehre und bescherte uns mehrfach tiefhängende Wolken, aber auch Sonne und wunderschöne Aussichten. Nach 75 Minuten Flug mit Aussenlandung in einem entlegenen Seitenarm leitete der Pilot die Landung ein. Ein tolles Erlebnis war vorbei. Am Nachmittag verfolgten wir interessiert die lokale Parade zum « 4th of July», dem Nationalfeiertag.
Juneau: Am nächsten Morgen früh erreichte die «Star Princess» durch den Gastineau Channel Juneau, die Hauptstadt Alaskas. Steuerbord voraus waren Schiffe und Häuser zu sehen. Es dauerte aber noch etwas bis das Anlegemanöver beendet war. Am äussersten Pier lag die farbig bemalte «Norwegian Jewel»; sie war etwas früher angekommen und die Passagiere verliessen bereits das Schiff für Landausflüge. Wir besuchten den Mendenhall-Gletscher vor den Toren von Juneau; er ist ein Ausläufer des fast 4000 km2 umfassenden Juneau Icefield, umrahmt von einer Kette an Dreitausender. Ein imposantes Stück – leider von vergänglicher Natur.
Wie die Goldgräber damals genannt wurden
[/ultimate_heading]
Skagway: Die «Star Princess» lief nahe eines steilen und stark bewaldeten Ufers; voraus war bereits ein Anlegesteg zu erkennen. Wir waren die ganze Nacht der Inside Passage folgend, den Lynn Channel hoch und zuletzt im immer enger werdenden Taiya Inlet, nach Skagway gefahren und näherten uns der Anlegestelle. Skagway war seinerzeit Ausgangspunkt der Stampeders, der Goldgräber, die zu den Claims im kanadischen Yukon Territory wollten. Der Weg über den steilen White Pass nach Whitehorse war damals der schnellste und führte von dort weiter auf Flössen und Booten noch 900 Kilometer weit den Yukon hinunter.
Guide Andy holte uns am Pier mit seinem Bus ab: Er gab eine kurze Einführung zur Tour auf den 880 Meter hohen White Pass. Die Fahrt nach Fraser, etwas hinter dem White Pass Summit gelegen, würde 90 Minuten dauern. Dort bestiegen wir für den Rückweg den historischen Zug, er führte uns auf landschaftlich spektakulären Streckenabschnitten hinunter nach Skagway zurück. Wir schliessen einen ausgedehnten Spaziergang durch den historischen Teil von Skagway an.
Ein ganzer Tag auf See im Glacier Bay National Park
[/ultimate_heading]
«Glacier Bay National Park»: Fast auf die Minute genau um 6 Uhr wurde ich wach. Die Sonne war schon aufgegangen, sie stand noch tief und schien durch das Fenster genau auf mein Gesicht. Sunrise war heute um 04:10 – Sunset wurde für heute um 22:19 erwartet, also über 18 Stunden Sonnenschein. Das würde wieder ein langer Tag werden.
Die «Star Princess» war über Nacht hinter der «Norwegian Pearl» den langen Lynn Canal von Skagway hinunter gefahren und in die Icy Strait eingebogen. Bei Gustavus bog sie über Steuerbord in den «Glacier Bay National Park» ein und war seit einigen Minuten an Bartlett Cove vorbei.
Wir standen dick vermummt auf dem Balkon und schauten den Ausblas-Fontänen von Humpback-Walen (Buckelwalen) zu. Es waren wohl ein halbes Dutzend Tiere die gemählich und parallel zum Schiff Richtung Norden zogen. Ab und an war auch eine Fluke beim Abtauchen deutlich zu erkennen. Das Schiff näherte sich auf dem Rücken liegende Stellar Seelöwen die vorwitzig aus dem Wasser lugten.
Gegen 8 Uhr passierte das Schiff die Verzweigung zum Muir Inlet und näherte sich dem «Reid Glacier». Zeit sich nach dem Lagen-Prinzip warm anzuziehen; es war ziemlich frisch und windig dazu. Der Wetterbericht sagte Tagestemperaturen von 13 – 16 Grad Celsius voraus. Nicht gerade viel. Gut eingepackt begaben wir uns zum Bugdeck.
Die folgende Stunde verlief unauffällig; das änderte sich als der «Reid Glacier», etwas zurück versetzt und bis ins Wasser reichend, in Sicht kam. Minuten später gefolgt vom breiten «Lamplugh Glacier». Waren diese zwei Gletscher schon eindrücklich änderte sich das Bild schlagartig zu spektakulär als erste Eisbrocken im Wasser trieben und wir uns dem «John Hopkins Glacier» näherten. Dies ist der einzige Gletscher im Nationalpark der aktuell in seiner Masse zunimmt, alle anderen schwinden. Seine Zunge reichte ins Wasser und da er ständig am Kalben war musste die «Star Princess» der Eisschollen wegen auf Abstand bleiben. Dennoch war der Gletscher in seiner Schönheit atemberaubend, umgeben von Bergen mit Schnee- und Eisfeldern, auf deren glitzerndes Weiss die Sonnenstrahlen fielen. Die Dienst habenden Seeleute auf der Brücke gaben ihr bestes: Sie veränderten ständig die Position des Schiffes und liessen es mehrmals um seine eigene Achse drehen. Diese ermöglichte den Schaulustigen auf allen Decks eine optimale Sicht. Und das völlig stressfrei. Die Kameras klickten unablässig – die Smartphones filmten um die Wette.
So um elf Uhr nahm die «Star Princess» wieder Fahrt auf; sie fuhr ein kleines Stück zurück und dann in den Tarr Inlet hinein. Es klarte zunehmend auf, die wenigen noch verbliebenen Wolken verzogen sich vollends und die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel. Es war auch etwas wärmer geworden. Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Höhepunkt des heutigen Tages: den «Margerie Glacier». Bei Sonnenschein und wolkenlosem Himmel wiederholte sich das Schauspiel von voher. Nur diesmal viel näher: Vielleicht 300 – 400 Meter Distanz trennten das Schiff vom Eis, das auch hier bis ins Wasser reichte. Es war voll von kleineren Eisschollen, die wegtrieben und ständig Nachschub durch den Gletscher erhielten. Es war ein beindruckendes Schauspiel, so ein Geschehen hatten wir zuvor in Natura noch nie gesehen. Das herrschende 1A-Wetter liess uns dieses Ereignis in vollen Zügen geniessen.
College Fjord: Und wieder nahte ein neuer Tag auf der Inside Passage: Um drei Uhr früh wurde ich kurz wach. Am östlichen Horizont breitete sich ein schmales, von blutrot nach gelb verlaufendes Band von der Silhouette der Bergkette gegen den Himmel aus: Ein Vorbote des heutigen Sonnenaufgangs. Dieser sollte heute 4:32 erfolgen, der Sonnenuntergang spät um 23:21 erfolgen. Die Tage wurden immer länger je weiter nördlich wir kamen. Als ich aufwachte war es taghell und die Sonne stand schon hoch am Himmel. Es gab nur einige kleinere Wolken am Himmel – es würde wieder ein wunderbarer Tag werden. Wir hatten mit dem Wetter auf der Inland Passage einfach nur Glück.
Das war der letzte Tag unserer Schiffsreise auf der Inland Passage den wir mit Nichtstun genossen. Auf dem Deck liegen und lesen oder einfach gar nichts tun. So liess sich gut leben. Um die Mittagszeit liefen wir in den College Fjord ein. Dieser liegt im nördlichen Teil des «Price William Sound» und enthält fünf Tidewater Glaciers, also Gletscher die im Wasser enden.
Whittier: Nach sieben Nächten auf der Inland Passage liefen wir am frühen Morgen nach 1485 nautischen Meilen, entsprechend 2750 Kilometern in Whittier ein und verliessen das Schiff. Ein Bus brachte uns in eineinhalb Stunden nach Anchorage. Die Inside Passage, ein wunderschöner und einmaliger Auftakt für unsere Alaskareise, war vorbei.
Alle Bilder aufgenommen mit Fuji X-Pro2 und den Objektiven XF 15-55mm und XF 100-400mm.