Nicht Eingeweihte mögen den Lake Hood als Ort der Ruhe an schöner, ruhiger, abgeschiedener Lage wahrnehmen. Zur Naherholung einladend mit klarem, blauem Wasser, umgeben von grünen bis ans Ufer reichenden Bäumen. Bergen im Hintergrund, mit sprudelnden Bächen die zum Verweilen einladen. Der Lake Hood – Alaska wie im Bilderbuch — ein See, der Erholung und Entspannung pur verspricht. – Mitnichten.
Der Lake Hood am Stadtrand von Anchorage direkt beim «Ted Stevens International Airport» gelegen ist was ganz anderes: Nämlich die weltgrösste Wasserflugzeug-Basis mit 1185 (Mai 2016) hier beheimateten Floatplanes. Stell- und Ankerplatz der legendären Buschflugzeuge von De Havilland Canada, Beaver und Otter aus den 50-er und 60-er Jahren. Dazu unzählige Cessna, Piper, Maule und wie sie alle heissen. Unterschiedlichste Modelle jeglichen Alters liegen hier dicht an dicht nebeneinander vertäut; oder stehen auf Wiese oder Kiesplätzen.
Pausenlos im Tiefflug über den See
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Im kurzen Alaska-Sommer, wenn die Sonne kaum untergeht, brummen die Flieger pausenlos im Tiefflug über den Lake Hood hinweg. Dann starten und landen bis zu 800 Wasserflugzeuge pro Tag; auf grauen Alu-Schwimmern steigen sie in den Himmel. Unterwegs zu ihren Zielen entlang der Küste, zu einem Rundflug, zu einer abgeschieden Lodge, zu einem einsamen Wochenendhaus, zu einem entlegenen Nationalpark oder ins unzugängliche Innere Alaskas.
Fliegen hat in Alaska eine geradezu existentielle Bedeutung, vor allem Fliegen mit kleinen wendigen «Bush Planes», den Buschflugzeugen. Rund 10 000 Maschinen sind in Alaska registriert, bei gerade mal 736 000 Einwohnern. Buschpiloten gelangen damit in naturbelassene, unzugänglichste Winkel des Bundesstaats. Zu jeder Jahreszeit: Auf Floats (Schwimmern), Rädern, Tundra-Reifen oder Skis.
verfügen über keine Strassenanbindung
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Hier helfen die «Bush Planes»: Sie verbinden Hunderte kleiner und abgelegener Orte miteinander und erbringen unzählige Dienstleistungen: Rundflüge, Ein- und Ausfliegen von Passagieren und Backpackers in die National Parks, Versorgungsflüge mit Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs, Lieferung von Brennstoffen, Überwachung der Küstenbereiche, Feuerbekämpfung im Inland, Postflüge, medizinische Einsätze, Unterstützung von Forschungsprojekten, Transport von Fischern und Jägern und vieles mehr.
Die Popularität der «Lake Hood Seaplane Base» gründet auf ihrer Nähe zu Anchorage, der grössten Stadt Alaskas. Am Stadtrand gelegen spielt die Seaplane-Base mit dem dazugehörigen Kiesstreifen für die Buschfliegerei eine zentrale Rolle. Drei Viertel, also fast 800 Flugzeuge, dienen der Privatfliegerei, der Rest ist als Airtaxi oder im Zubringerdienst unterwegs.
Beliebt ab dem Lake Hood sind Rundflüge zum «Denali» mit 6 194 Metern höchster Gipfel Nordamerikas, zu den Chugach Mountains, zum «Prince William Sound» oder in den Katmai-Nationalpark zur Bärenbeobachtung.
Der grösste Wasserflugzeug-Hafen der Welt
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Es begann alles 1939 als zwei kleinere Seen, der Lake Hood im Westen und der Lake Spenard im Osten, durch einen Kanal mit der künstlichen Insel «Gull Island» miteinander verbunden wurden. Um mehr Anlegestellen für Floatplanes zu schaffen kamen 1975 die «The Five Fingers» hinzu. Der erste Finger ist kommerziellen Anbieter und Aviatikfirmen vorbehalten, die anderen vier werden von Privatpiloten genutzt.
Heute ist der Lake Hood Schauplatz für – übers Jahr gesehen – fast 200 tägliche Flugoperationen und damit die grösste und geschäftigste Wasserflugzeug-Basis der Welt. Rund um den See sind 500 Anlegeplätze mit einem monatlichen Mietpreis von USD 105 angelegt. Hinzu kommen nochmals 500 Stellplätze auf den Kiesplätzen zu einem Mietpreis von USD 50 pro Monat. Alles voll belegt und mit einer Warteliste für einen Liegeplatz von aktuell zehn Jahren.
Für Flugbegeisterte ein Muss ist der Besuch des «Alaska Aviation Heritage Museum» mit einer schönen Sammlung von Flugzeugen und Memorabilia. Für den kleinen Hunger oder ein Abendessen an sonnigen Tagen ist ein Tisch im «Flying Machine Restaurant» oder auf dem «Deck at Lake Hood» unschlagbar. Hier gilt geniessen und dem emsigen Flugbetrieb zuschauen.
Alle Aufnahmen mit Fuji X-Pro2 und den Objektiven XF 16-55 mm und XF 100-400 mm.
Quellen:
Ted Stevens Anchorage International Airport – General Aviation
Noch mehr Bilder zu den Buschfliegern und dem emsigen Treiben am Lake Hood gibt es im Album