Mittwoch 18. Oktober: Die Wetterprognose prophezeit den letzten warmen Herbsttag dieses Jahres. Auf dem Vierwaldstättersee naht das Saisonende, in wenigen Tagen wird der Schiffsbetrieb auf den reduzierten Winterfahrplan umgestellt. Die fünf Dampfschiffe, auch der Raddampfer «Stadt Luzern», liegen dann bis zum nächsten Frühling an ihrem Liegeplatz bei der Werft in Luzern vertäut und laufen nicht mehr aus; der übrige Schiffsverkehr wird reduziert.
Ein guter Grund noch eine Seefahrt auf dem Vierwaldstättersee zu unternehmen. Sonnenschein bei strahlend blauem Himmel begleitet uns schon bei der Fahrt nach Luzern. Wir haben uns die reguläre Vormittagsfahrt von Luzern nach Flüelen und zurück mit dem Raddampfer «Stadt Luzern» ausgesucht und dafür Plätze im wunderschönen Art-Deko-Salon erster Klasse auf dem Oberdeck gebucht.
… eine Seefahrt die ist schön. So die Abwandlung eines alten Volkslied. Wir kommen frühzeitig an, stellen uns in die Menschenmenge und schauen zu wie der Raddampfer «Stadt Luzern» bereit gestellt wird. Das Flaggschiff der Schifffahrtsgesellschaft ist das grösste und imposanteste Passagierschiff auf dem See. Als «jüngstes» Dampfschiff der Flotte mit Baujahr 1928 hat sie mit 1600 PS die stärkste Maschinenleistung und mit 1100 Personen die grösste Transportkapazität. Ohne jeden Zweifel ist sie heute wieder ausgebucht. Das Dampfhorn tutet, die Schaufelräder beginnen zu drehen und der Dampfer legt pünktlich ab.
Mit dem Raddampfer «Stadt Luzern» lassen sich die Höhepunkte des Vierwaldstättersees auf genussvolle Art erleben. Idyllische Buchten und dramatische Binnensee-Fjorde wechseln sich bei der Fahrt von Luzern nach Flüelen und zurück ab. Es geht zu den historischen Orten der Schweizerischen Eidgenossenschaft und vorbei an einem weltberühmten Alpenpanorama: Pilatus – Rigi – Bürgenstock – Stanserhorn – Klewenstock – Gersauerstock – Niederbauen – Oberbauen – Fronalpstock und wie sie alle heissen. Auf dem majestätischen Raddampfer «Stadt Luzern» oder einem der übrigen vier noch erhaltenen Schiffe lässt sich dabei Dampfschiff-Nostalgie pur erleben.
Einer der historischen Orte am See ist Gersau, das Dorf wo ich aufgewachsen bin. Hier verbrachte ich meine Jugendjahre: Die «altfrye Republik Gersau» am Südhang der Rigi gelegen war ein selbständiger Kleinstaat. Offiziell bestand er von 1433 – nach der Erlangung der Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Sigismund – bis 1817. Die rund 24 km2 grosse Republik bildet heute den Bezirk Gersau des Kantons Schwyz. Vom damals beschaulichen Dorfleben erzählt der einheimische Dichter Josef Maria Camenzind in seinem Buch «Mein Dorf am See».
Nach fünfeinhalb Stunden erholsamer Fahrt sind wir zurück in Luzern, fahren an den vertäuten Dampfschiffen «Uri», «Gallia» «Schiller», «Unterwalden» vorbei. Das Horn tutet ein letztes mal und wir verlassen nach dem Anlegen am Steg den Raddampfer «Stadt Luzern». Bestaunen beim Aussteigen nochmals den mächtigen, öltriefenden Antrieb der Dampfmaschine von Sulzer. Die Fahrt mit ihr ist ein Erlebnis wie aus der Zeit gefallen: Das Wetter war prima, es war warm, der Lunch sehr gut und überhaupt die Fahrt ein Genuss. Das letzte Mal für zwei Jahre: Der Raddampfer «Stadt Luzern» geht für zwei Jahre in Überholung und wird in dann neuem Glanz seine Passagiere verzücken.
Alle Aufnahmen mit Fuji X-Pro2 und dem XF16-55 mm. Schwarzaufnahmen Umwandlung aus Farbe mit NIK Silver Efex Pro2.
Quellen:
Webseite der SGV, Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee
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