Das Line-up an Weitwinkel-Objektiven für meine Fuji X-Pro2 schien mir komplett zu sein: Die Hauptlast, vor allem auf Reisen, trägt das Zoom XF16-55, dazu das XF14 für einen noch etwas grösseren Bildwinkel und meine Reportage-Brennweite, das XF23 mit hoher Lichtstärke. Dass da ein XF16 noch fehlen könnte – daran dachte ich nicht.
Doch der Reihe nach. Ich habe wohl einiges nicht bedacht als ich mich Anfang September letzten Jahres spontan für eine einwöchige Lofotenreise mitten im Winter anmeldete. Nach und nach fiel dann auf was alles fehlte. Am dringlichsten: Ein lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv. Wie ich zu dieser Erkenntnis kam?
Die optimale Belichtung beim Fotografieren wird durch Blende, Verschlusszeit und ISO-Einstellung bestimmt. Wie ich von meinen Aufnahmen von Wasserflugzeugen aber weiss, kann es darüber hinaus noch weitere bestimmende Faktoren geben: Bei diesem Beispiel die Drehzahl des Propellers. Eine falsche Kombination der Parameter führt zu eingefrorenen, «still stehenden» Propeller-Blätter. Ein unwirkliches Bild die Folge. Oder im Gegensatz dazu den Propeller schön eingefangen, aber eine unscharfe, verwackelte Aufnahme der Flugzeugzelle. Wenn alle Parameter stimmen ist das Flugzeug scharf abgebildet und ein schöner Propellerkreis sichtbar – was ich immer anstrebe. Es gilt in diesem Falle also ein Optimum aus vier Parametern zu finden.
Ähnlich verhält es sich auch bei der Astro-Fotografie: Die Zahl 500 geteilt durch die Brennweite des Objektivs ergibt die maximale, sinnvolle Belichtungszeit. Sterne werden bis zu diesem Wert als runde Objekte dargestellt. Bei längerer Belichtungszeit hingegen als mehr oder weniger grosse Striche (Star Trails) abgebildet.
Ein Email-Verkehr mit dem Veranstalter brachte Klarheit. Mit meinem aktuellen Objektiv-Set würde ich zwei Blendenstufen mit erhöhter ISO-Zahl ausgleichen und damit deutlich mehr Rauschen in Kauf nehmen müssen. Bei schönem Abendhimmel machbar, sonst schnell grenzwertig. Den Eindruck bestätigte das Studium der EXIF-Daten von Astro- und Polarlicht-Bildern auf der Plattform Flickr.
Also biss ich in den sauren Apfel. Auf ricardo.ch war zum Glück ein neueres XF16 F1.4, noch mit Restgarantie im Angebot. Ich konnte es ersteigern und hielt so meine Investition in Grenzen.
Gestern schien nach garstigem und kaltem Wetter erstmals wieder die Sonne und ich nutzte die Gelegenheit meine Neuerwerbung im Feld auszuprobieren. Für mein Vorhaben wählte ich den Hüttnersee aus, ein naturbelassenes Erholungsgebiet nahe meinem Wohnort.
Mein erstes Fazit: Das XF16 ist ein tolles Objektiv, mit schöner Haptik. Mechanisch und optisch ein Sahnestück. Mit der X-Pro2 liegt es wunderbar in meiner Hand. Die Bildqualität des XF16 ist herausragend, die Bilder sowas von scharf; auch tief stehende Sonne mit leichtem Gegenlicht meistert es ohne Probleme. Und wetterfest ist es auch noch – genau richtig für mein Unterfangen jenseits des Polarkreis. Ich denke ich werde mit diesem Objektiv noch viel Spass haben.
Alle Aufnahmen mit Fuji X-Pro2 und dem Objektiv XF16 F1.4.