Cannobio ist genau so, wie man sich diesseits der Alpen eine italienische Kleinstadt vorstellt: Mit einem mediterranen Ambiente und eng stehenden farbenfrohen und gepflegten Hausfassaden. Mit sorgfältig renovierten Fenster und Türen. Leider durchmischt mit solchen, die bessere Tage gesehen und das finanzielle Malaise vieler Besitzer überdeutlich manifestieren. Im Hintergrund wachsen Kastanienwälder entlang der steilen Berghänge, durchbrochen nur von vereinzelten Gehöften und Weilern.
Am Sonntag lockt hier der grosse Wochenmarkt auf der «Piazza Vittorio Emanuelle III» die viele Besucher anzieht und zum Kauf italienischer Produkte animiert. Zahlreiche Bars, Ristoranti und Geschäfte entlang der Piazza und der «Via Guglielmo Marconi» laden derweil zum gemütlichen Verweilen und Shoppen ein. Das ist Cannobio!
Cannobio, das ist zuerst ein sehr charakteristischer, typisch italienischer Ort mit kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten. Mit schmalen Gassen, Steintreppen und Bogengängen befindet er sich an schönster Lage direkt am Lago Maggiore. Mit einem kleinen Hafen für Boote und einer Anlegestelle der «Navigazione Lago Maggiore», die für den fahrplanmässigen Schiffsverkehr auf dem ganzen See zuständig ist.
Der Ort liegt am westlichen Ufer des Lago Maggiore; man erreicht ihn von Brissago, dem letzten Dorf auf Schweizer Boden, in einer guten Viertelstunde. Heute mit gut 5000 Einwohner, war Cannobio schon zu römischen Zeiten eine wohlhabende Stadt. Aufgrund seiner günstigen Lage gelangte er im Mittelalter zu Reichtum und Wohlstand – er diente als Umschlagplatz für Waren aller Art, die von Säumer auf Saumpfaden über die Alpen transportiert wurden.
Auch spirituell hat Cannobio etwas zu bieten. Direkt an der Uferpromenade, inmitten vieler Restaurants und Hotels, steht ein Schmuckstück: Die Kirche «Santuario della SS. Pietà», Heiligtum der heiligen Pietà. Sie steht in unmittelbarer Nähe von Cannobios malerischer Uferpromenade; der Grund dafür dass viele Touristen den Weg hinein finden und das prachtvolle Innere bestaunen. Mit zahlreichen Stuckaturen, Fresken und düsteren Wandbildern wird die Geschichte eines Wunders aus dem 16. Jahrhundert erzählt.
Heute finden sich in Cannobio viele kleine Läden mit einem reichen Angebot an Haushaltwaren, Fleisch und Käse, Kleider und Schuhen, Schmuck. Natürlich auch die unvermeidliche kleine Köstlichkeit zum Espresso: Amaretti, die bittersüsse Versuchung aus Eiweiss, Puderzucker und Mandeln.
Dank einem angenehm milden Klima herrscht hier, wie auf der schweizerischen Seite entlang des Sees auch, eine vielseitige, üppige, zum Teil subtropische Vegetation mit vielen Palmen, südländischen Sträuchern und Blumen vor.
Sonntag ist Markttag in Cannobio: Der schönste Wochenmarkt am Lago Maggiore, direkt am See, gehört gleichermassen den Einheimischen und den aus dem Tessin angereisten Touristen. Es wuselt nur so von Menschen in der Altstadt, die die vielen Stände, Gerüche und Eindrücke geniessen wollen. Dem entsprechend sind Sonntag für Sonntag alle Parkplätze belegt und Cannobio leider völlig überlaufen. Den Fotoapparat? Am besten zuhause lassen und auf Bilder verzichten!
Die Marktfahrenden preisen derweil unbeirrt ihre Lebensmittel an: Lokaler Käse aus dem Piemont, Schinken und Salami, frischer Fisch aus dem Lago Maggiore, Brote, Backwaren und eine riesige Gemüse- und Obstauswahl. Cannobio`s Markt ist auch bekannt für sein Angebot an Lederwaren: Schuhe, Taschen, Gürtel und Jacken so weit das Auge reicht verbreiten den Geruch von neuem Leder. Hemden und Pullover hängen fast endlos an Bügeln, Socken, Wäsche und Hüte liegen zu hunderten in den Auslagen. Alles in allen Farben, Grössen und Ausführungen. Um 13:00 Uhr ist der Spuk vorbei: Die Händler packen ihre Waren ein, fahren die Ausleger ihrer Transporter ein – die Besucher wenden sich den zahlreichen Bars und Restaurants zu.
Aufnahmen mit Fuji X-Pro2, dem Objektiv XF16-55 mm und dem Carl Zeiss Contax C/YDistagon 2.8/28.
Sehr schöne Bilder. Und selten: so leer sieht man Cannobio nicht gerade häufig, muss wohl sehr später Herbst, Winter oder früher Frühling gewesen sein 🙂