Norwegens ungezähmte Inseln nennt sie das Reiseportal visitnorway.de. So scheint es: Die Lofoten-Inseln liegen einer «riesigen Luchspfote» gleich verstreut über die unruhigen Gewässer des Europäischen Nordmeers, weit oberhalb des Polarkreises. In auffälligem Gegensatz zum dunklen Winter mit wenig Licht und monochromen Farbtönen sind die Lofoten im Sommer hell und farbenfroh. Sie laden zum Wandern, Klettern, Fischen, Surfen, Kajak- und Radfahren ein. In jedem Fall begegnet der Besucher hier wilder, unverfälschter Natur pur.
Die 150 Kilometer lange, imposant gezackte «Lofotenwand», vom Hurtigruten-Schiff von Bodø kommend gut erkennbar, bildet die «Alpen im Nordmeer». Sie gehört zu den imposantesten Landschaftsformen Europas überhaupt. Ihre Berge ragen steil wie Denkmäler bis zu 1200 Meter hoch aus dem eisigen Nordatlantik empor.
findet Lonely Planet
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Dazwischen liegen grüne Wiesen mit gelben Blumen und schneeweisse Sandstrände. Über die Inseln verstreut finden sich einige Dutzend idyllische Fischerdörfer, auf deren Gestellen der Kabeljau bis Juni millionenfach zu Stockfisch trocknet. Der Fisch steht für das wirtschaftliche Herzstück der ganzen Inselwelt, deren Ertrag und Wohlstand seit Wikinger-Zeiten mit dem Fang zwischen Januar und März steht und fällt.
Spannend wie die Landschaft der 1 227 Km² grossen Lofoten ist auch das Wetter. Der Zerklüftung der Inseln und ihre dem Westwind zugewandte Lage ist es zu verdanken, dass Regen und Sturm, Sonne und Windstille örtlich oft nur wenige Kilometer auseinanderliegen. Dank des warmen Golfstroms ist das Klima auf den Lofoten im Sommer deutlich milder als auf dem gleichen Breitengrad im Inland. Zwischen Mai und Mitte Juli spendet zudem die Mitternachtssonne ihr wärmendes Licht.
fragt die NZZ
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Rund eine Million Besucher zählen die Lofoten im Sommer; das in einer Region, die selber nur gerade 25 000 Einwohner zählt. Tendenz des Besucherstroms weiter steigend. Viele übernachten dabei in den alten, heute luxuriös umgebauten Rorbuer-Fischerhütten. Die meist am Wasser stehenden, rot bemalten Stelzenhäuser dienten früher Fischersleuten als Unterkunft und Lager. Im Gegensatz zu heute liessen die Hütten damals jeden Komfort vermissen.
Trotz hoher Besucherzahlen sind die Lofoten im Sommer keine Destination, die man im Norden Norwegens zufällig ansteuert – man muss sie ganz bewusst aufsuchen und zeitlich längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. Nach einem früheren Besuch im Winter 2018 habe ich mich, von den Vesterålen kommend, ganz bewusst für eine Woche auf den äusseren Lofoten-Inseln Vestvågøy, Flakstadøy und Moskenesøy entschieden. Passend dazu Standorte und Unterkünfte gewählt.
Das pittoreske Nusfjord, das aufgegebene, unter Denkmalschutz stehende Fischerdorf mit seinen mehr als dreissig roten Rorbuer gehörte dazu. Mit dem rustikalen «Karoline», dem gepflegten Restaurant im Storbrygga, dem früheren Trockenfischlager. Genauso wie die Rorbuer-Siedlung im idyllischen Reine mit dem «Kafe Bringen» und dem leckeren Apfelkuchen, der hier zum sehr gutem Cappucino angeboten wird. Oder dem rustikalen Restaurant «Gammelbua» in dem zum Abendessen lokale Gerichte mit Stockfisch und Walfleisch serviert werden.
Zum Abschluss noch zwei Tage in Svolvær; mit seinen 5 000 Einwohnern der grösste Ort der Lofoten und wirtschaftliches wie kulturelles Zentrum der Inselwelt. Von dem mir das fabelhafte Steak im Restaurant «Kjøkkenet» des «Anker Brygge» und die Bootsfahrt in den Trollfjord noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Wie viel ist zu viel? Wie viele Besucher vertragen die Lofoten im Sommer? «Ohne dass sie ihre wichtigste Ressource, die grandiose Einsamkeit und die unberührte Natur, aufs Spiel setzen? Ohne dass sie Gefahr laufen, den Zauber zu verlieren, dessentwegen die Leute in erster Linie kommen?» Eine bis heute ungeklärte Frage und Antwort offen.
Meine Eindrücke vom Winter habe ich übrigens in zwei Beiträgen «Lofoten – Nordische Momente» hier und hier beschrieben.
Alle Aufnahmen entstanden mit der Fuji X-H1 und dem Objektiv XF16-55 mm während meiner diesjährigen Ferienreise in Nordnorwegen. Langzeitbelichtungen mit Filtern von Breakthrough.
Quellen:
NZZ, Die Lofoten – wie eine riesige Luchspfote in der Arktis
Die offizielle Reise-Webseite von Norwegen, visitnorway.de