Die MS Vesterålen ist nach einem der ersten Hurtigruten-Schiffe benannt, das Norwegens rauer Küste 1893 erstmals entlang fuhr. Die heutige MS Vesterålen mit einer Länge von 108 und einer Breite von 16.5 Metern ist eines der kleineren Schiffe von Hurtigruten; mit einer nahezu familiären Atmosphäre an Bord.
Die MS Vesterålen wurde 1983 gebaut und 1995 modernisiert, sie gehört somit zu den älteren Einheiten, die auf der Hurtigruten verkehren. Mit 300 Betten für knapp 500 Reisende auf fünf Decks, einem Freiluft-Observation-Deck und mit Fyret (Leuchtturm), der gemütlichen Lounge und Bar auf Deck G, bietet die MS Vesterålen ihren Passagieren ein authentisches Erlebnis auf der legendären Postschiff-Strecke.
Täglich um 21:30 Uhr läuft ein Hurtigruten-Schiff von Bergen aus. Sein Ziel: Kirkenes im hohen und äussersten Norden an der Grenze zu Russland und von dort wieder zurück. Für diesen fahrplanmässigen Umlauf werden insgesamt elf Schiffe benötigt die dabei 34 Häfen anlaufen.
Hier noch eine Präzisierung: Hurtigruten, «Schnelle Route», wird einerseits umgangssprachlich die Postschiff-Strecke von Bergen nach Kirkenes mit den 34 Häfen genannt. Der offizielle Name für diesen Service hingegen lautet «Kystruten Bergen-Kirkenes». Zum zweiten ist damit aber auch das 2006 aus einem Merger hervorgegangene Unternehmen Hurtigruten AS gemeint.
Im Februar 2018 fuhr ich erstmals auf einem Hurtigruten-Schiff: der MS Trollfjord und war sofort fasziniert. Eine längere Fahrt mit der Kong Harald folgte im letztes Sommer von Svolvaer nach Bergen.
Natürlich nutzte ich die Gelegenheiten die Hurtigruten-Schiffe mindestens einmal vor meine Kamera zu bekommen. Bisher hatte ich Gelegenheit neun der elf Schiffe zu fotografieren. Dazu habe ich hier in meinem Beitrag berichtet. Mit der MS Vesterålen kommt nun das zehnte dazu – somit fehlt mir nur noch MS Polarlys.
Im vergangenen Februar nahm ich zum zweiten mal an einem Winter-Foto-Workshop auf den Lofoten teil und so ergab sich die Gelegenheit mit der MS Vesterålen in Bodø ein weiteres Hurtigruten-Schiff beim Einlaufen und an der Anlegestelle zu fotografieren.
Die anschliessende vierstündige Überfahrt abgehend um 15:00 nach Stamsund war für mich sehr erholsam und befriedigend – Zeit um etwas abzuschalten und mich auf Bekanntes und Neues zu freuen. Das begann schon beim Boarding: Der Empfang an der Rezeption sehr freundlich; die Boardkarte vorbereitet. Da ich zeitlich früh war, suchte ich mir gleich zu Beginn in der Fyret-Lounge einen Fensterplatz steuerboards und schloss mein iPad zum Nachladen an der Steckdose an. Holte mir an der Bar einen Cappuccino und eine Zimtschnecke und stimmte mich auf die kommenden 98 Kilometer Schiffreise ein.
Dabei helfen auf MS Vesterålen helle, zwanglose, öffentlichen Bereiche und Lounges. Die Patina des älteren Schiffes, viel Holz und die Kunstsammlung an Bord verleihen einen Hauch von Eleganz. Die begrenzte Kapazität für Passagiere trägt das ihre dazu bei, diese Fahrt auf der MS Vesterålen zum besonderen Erlebnis zu machen.
Und so war die Überfahrt erstaunlich ruhig. Die MS Vesterålen vollzog gleich nach dem Verlassen des Hafens eine Spitzkehre nach rechts zwischen Nyholmen Leuchtfeuer und der kleinen Insel Litle Hjartoya hindurch. Sie blieb noch eine Weile küstennah bevor sie bei etwas Wind und wenig Wellengang Kurs Nord-Nord-West auf die offene See Richtung Stamsund nahm.
Im September 2017 schrieb die Norwegische Regierung den Kontrakt für die «Kystruten Bergen-Kirkenes» für die Jahre 2021 – 2031 neu aus und forderte mehr Wettbewerb. Als Folge davon erhielt das Unternehmen Havila Kystruten den Zuschlag für vier Schiffe des Services, Hurtigruten AS mit sieben Schiffen den Rest. Dafür lässt Havila Kystruten gegenwärtig vier nagelneue Schiffen mit einer Kapazität von je 640 Personen bauen.
Hurtigruten AS zieht im Gegenzug drei Schiffe der Milleniumklasse von der Küstenroute ab und erneuert diese in einem Komplett-Umbau: Neue Kabinen, neue öffentliche Bereiche, eine neue Maschinenanlage mit LNG-Antrieb. Die drei Schiffe werden künftig nur noch kommerziell ab Bergen und Hamburg in die nordischen Gewässer fahren und dabei auch alternative Häfen anlaufen. Die Konzeptänderung wirkt sich auch in einer Namensänderung aus: MS Finnmarken, zurzeit im Umbau, wird dann MS Otto Sverdrup heissen. Die Schiffe MS Midnatsol und MS Trollfjord folgen 2021 nach und werden nach dem Umbau in MS Eirik Raude bzw. MS Maud umbenannt.
Die Aufnahmen entstanden mit meiner Fuji GFX 50s und dem Objektiv GF32-64mmF4. Bearbeitet mit Adobe Lightroom unter Verwendung von LUTs von Lutify.
Quellen:
Deutschsprachige Webseite von Hurtigen
Ferry Publications, John Bryant «Hurtigruten»
TravelNews: Weitere Details zum Hurtigruten-Konkurrenten