Es war die letzten Wochen ausgesprochen ruhig auf meinem Blog: Seit Ende Februar habe ich keine Einträge gepostet. Das hat natürlich seinen Grund und der heisst Bookfactory. Hier fand ich endlich die Lösung für ein andauerndes, trotz mehren Anläufen ungelöstes Problem. Die Umsetzung dauerte dann noch lange drei Monate: März, April und Mai – Zeit für den Blog blieb da leider nicht mehr.
Die 39 Tage lange Reise war magisch, Mythos und Faszination zugleich: Von Seattle aus brachte sie uns nach Lake Louise, auf dem Icefields Parkway durch die Rocky Mountains nach Jasper und von da weiter nach Dawson Creek. Ab hier auf dem Alaska Highway durch den hohen Norden Kanadas in den Yukon bis nach Alaska; zum grossen Teil durch menschenleere Wildnis. Die Tage in Alaska waren einmalig; mit dem Rundflug um den Denali als absolutes Highlight der Reise – aussergewöhnlich und nicht zu toppen. Am Lake Hood konnte ich ausgiebig meinem Hobby frönen und Flugzeuge ohne Ende fotografieren. Die Tage in der Küstenstadt Seattle brachten uns zum Abschluss Erholung und Entspannung. Wir liessen so unsere lange Reise sanft ausklingen.
Moment mal, was hat das alles mit Bookfactory zu tun? Einen Augenblick – die Auflösung kommt gleich. Nach jeder Reise erstelle ich seit 2006 ein Fotobuch, entweder als «Reisenotizen» mit Texten zum täglichen Geschehen; als Nebeneffekt spare ich so eigene Bild-Legenden ein. Oder als Foto-Bildband mit kleinem Textanteil im Stil eines Coffee Table Books. In den letzten Jahren habe ich diese immer bei Saal-Digital auf Fotopapier mit Layflat-Bindung herstellen lassen. So versuchte ich auch diesmal wie gewohnt ein Fotobuch-Konzept zu entwerfen; aber alle Vorarbeiten scheiterten an der Menge: Über 27 000 Wörter und rund 127 000 Zeichen würden trotz Reduktion des Fonts auf 10 Punkt allein gegen 30 Textseiten ergeben, eine representative Bebilderung etwa 300 Seiten benötigen. Dazu Seiten für die Unterteilung in Kapitel, Platz für Karten und Freiräume für die graphische Gestaltung. Ich gestaltete probeweise drei Dutzend Seiten – und gab auf. Für zweieinhalb Jahre.
Dann stiess ich auf Bookfactory: Ein Schweizer Anbieter von Fotobüchern, Fotokalendern, Fotos und mehr. Der Clou dabei: Nicht nur Buchausführungen, Formate und Einband sind wählbar. Sondern auch Bindeart, Papiere, Umschlag, Oberflächen und dazu eine Reihe von Optionen für Veredelungen. Wie bei einem richtigen Buch – alles ab einem Stück zu haben. «Fotobücher in Buchbinderqualität» verspricht der oberste Unternehmensleiter Hans Burkhardt. Und das schönste: Maximal 400 Seiten sind in einem Fotobuch erlaubt, per Web-Softtware oder individuell als «PDF-to-Book» zu realisieren. Der Albtraum war zu Ende: Endlich eine Möglichkeit meine Reisenotizen zu Alaska nach meinen Vorstellungen in einem schönen, gediegenen Band umzusetzen.
Also fing ich noch im letzten Jahr mit einem 16-seitigen Musterbuch im Maxi-Format 300 x 294 mm an. Die Überlegung dahinter: Meine Ideen zu Layout, zum Satzspiegel, zu Bilderformaten, zu Font, Font-Farben, Schriftgrösse und Schriftbild auszutesten. Ich druckte darin versuchsweise Text in RGB 0-0-80 blau und 51-51-51 dunkelgrau um Schwarz zu vermeiden. Ich wollte wissen, wie RGB-Farben meines iMac Pro in CMYK gedruckt werden und fügte Farbtabelle und Graukeil als Bild ein. Ich setzte probehalber Bilder mit der von mir präferierten LUT ein. Und natürlich interessierte mich, was ich im Bund bei einem doppelseitigen Layout an Inhalt verliere. Bookfactory enttäuschte mich nicht; das Musterbuch fiel zu meiner vollen Zufriedenheit aus. Die Basis für mein Fotobuch war endlich erarbeitet, Lösung und Vorgehen klar.
Ende Februar waren alle Vorbereitungsarbeiten erledigt und ich begann mit der Produktion: Layoutseiten mit Text- und Bildrahmen erstellen, parallel dazu Bildauswahl und Neubearbeitung in meinem aktuellen Bild-Look. Dazu Text-Überarbeitung und Erstellung der Hintergrundtexte. All da zog sich hin: Fast täglich arbeitete ich an meinem Projekt, gestaltete neue Seiten, Alternativen dazu oder verwarf was mir am Vortag noch gefiel. Ein Vierteljahr und rund 450 Arbeitsstunden später war mein Fotobuch mit 396 Seiten Inhalt fertig.
476 Bilder ergeben einen Bildanteil von 1.2 pro Seite, ein sehr guter Wert für «Reisenotizen» finde ich. 28 Seiten wurden als Text verarbeitet, dazu sechs im Layout zweiseitig Kapitelüberschriften und ein doppelseitiges Inhaltsverzeichnis entworfen. Meine verwendeten Werkzeuge: Scrivener für den Text, Affinity Publisher, zudem ich hier schon geschrieben habe, für die Erstellung von Layout und Druck-PDF. Die Bildbearbeitung erfolgte mit den Adobe Produkten Lightroom und Photoshop, der NIK-Collection sowie LUTs von lutify.me.
Blieb noch die Papierwahl – aus meinem beruflichen Leben bestens bekannt ist das immer ein heisses Eisen. Wurden bei Saal-Digital meine Bücher immer auf Fujifilm Crystal Archive DP Fotopapier belichtet werden meine Reisenotizen ja gedruckt. Bookfactory stellt dafür Papiermuster als Hilfestellung zur Verfügung. Aus der grossen Auswahl an gestrichenen und an Naturpapieren wählte ich schliesslich das Papier Heaven 42. Gemäss Herstellerseite die «perfekte Basis für extreme Kontraste». Ein vollkommen weisses, gestrichenes Papier mit einer einzigartig soften Oberfläche: «Der absolute, neutrale Weisston eröffnet für Gestaltung und Druck den grössten Farbraum aller gestrichenen Papiere weltweit». Es ist FSC®-zertifiziert was mir wichtig ist.
Der Upload erfolgte letztlich problemlos; auch wenn das Druck-PDF mit einer Grösse von 2.28 GB im ersten Versuch nicht akzeptiert wurde und etwas Optimierung zur Grössenreduzierung erforderte. Das Buch das Bookfactory vier (!!) Tage später mit Swiss-Post bei mir zuhause ablieferte ist einsame Spitzenklasse. Die Farben leuchtend mit sehr guten Kontrasten, die S/W-Bilder dank der einzigartigen Umwandlung in Duplexbilder mit intensiver Tiefenwirkung und ohne störende Farbstiche. Einband und Vorsatzblatt ohne Fehl und Tadel. Die Haptik ist trotz des Gewichts sehr gut, die Seiten liegen wunderbar in der Hand, das Umblättern ist ein Genuss. Ich bin rundum zufrieden mit dem Ergebnis – der Aufwand hat sich gelohnt. «Freude herrscht» sagte der populäre Bundesrat Ogi einst.
Hallo Walter,
vielen Dank für die wertvollen Tipps und Einblicke in deine Arbeit! Ich arbeite ebenfalls mit Affinity Publisher und habe ebenfalls vor, damit Fotobücher zu gestalten. Leider bin ich immer unsicher bzgl. der Helligkeit der Fotos in der digitalen Bearbeitung für den späteren Druck. Ich verwende einen kalibrierten EIZO Monitor mit 70 cd/m2 und arbeite neben Affinity-Programmen auch mit Lightroom und Photoshop. Beim Druck auf verschiedene Medien (FineArt Papiere, Fotoabzüge, Kalender, etc.) stelle ich aber trotz Softproof immer wieder fest, dass die Fotos im Druck zu dunkel werden. Mir ist klar, das die Fotos am Bildschirm immer heller und strahlender wirken als im Druck, daher helle ich immer etwas mehr auf, als ich es für eine Bildschirmanzeige optimal finde. Dennoch fühle ich mich da immer unsicher. Mal klappt es gut, mal nicht. Dabei stelle ich bei den Dienstleistern die automatische Bildoptimierung immer ab!
Vielleicht hast du einen (technischen ) Tipp, wie man die optimale Bildhelligkeit ermittelt/einstellt/bestimmt? Über das Histogramm? Rein subjektiv/nach Gefühl? Oder sonst?
Gruß
Jochen
Hallo Jochen
Das Thema kenne ich nur zu gut – eine Abhilfe ist aber trotzdem schwierig weil der Ursachen viele sind: Prozessgerechter Daten-Workflow, Farbmanagement, Drucksystem, Druckfarben und nicht zuletzt das verwendete Papier.
Solange wir im nicht-professionellen Bereich Fotobücher erstellen wird wird von allen Anbietern eine Anlieferung der Layout-Daten im RGB-Farbraum verlangt. Dies stellt bei Fotobüchern, die auf Fotopapier ausbelichtet werden (zB. Fuji, Saal-Digital) in der Regel kein Problem dar. Bei allen anderen Druckverfahren hingegen schon. Hier muss für die Datenaufbereitung eine Umwandlung vom RGB zum CMYK-Farbraum durchgeführt werden. Das übernimmt meistens der Druck-Dienstleister unter Berücksichtigung der eingangs erwähnten Punkte. Sein Prozess-Workflow mit Übernahme von RGB-Daten ist dabei auf den Durchschnitt seiner Kundenbasis ausgerichtet und kann im Einzelfall zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. Das heisst für dich, dass du bei der Datenerstellung im RGB-Farbraum zwar die völlige Kontrolle über das Aussehen deiner Bilder hast; diese im Produktionsprozess aber umgehend verlierst. Abhilfe schaffen würde eine eigene Umwandlung aller Daten in den CMYK-Farbraum durch dich selber; Affinity Publisher besitzt die Möglichkeit PDF-X-Dateien zu erstellen. Voraussetzung ist allerdings, dass du von deiner Druckerei die entsprechenden CMYK-Profile ,möglichst abgestimmt auf dein gewähltes Papier, bekommst. So hättest du das Farbmanagment von Gestaltung bis inklusive Druck völlig unter Kontrolle. Leider ist das nicht so leicht und benötigt viel Wissen und auch sinnvollerweise Adobe Acrobat für das sogenannte Preflight, eine Kontrolle aller erzeugten Druckdaten. Mit den Google-Suchbegriffen «Verein PDF-X ready>» und «Fogra Softproof & Licht» findest du Informationen und Downloads zum Thema. Das Histogramm mit ausgewogen Hell- und Dunkel-Anteilen steht zusammen mit dem Weisspunkt für eine korrekte Darstellung der Farben. Es hilft allerdings nicht für einen korrekten Prozess-Workflow; sondern nur für die «richtigen» Farben wenn alles andere richtig eingestellt.
Im Wissen um die Problematik akzeptiere ich persönlich, dass Abweichungen im Druck auftreten können. Kritische Bilder helle ich auch etwas auf; allerdings ist es mir lieber wenn der Druck in Nuancen dunkler ausfällt als zu hell. Das Ergebnis steuern kannst du mit der Papierwahl sofern dein Anbieter eine solche anbietet. Glatte Oberflächen und möglichst weisses Papier stehen eher für Farbtreue während bei gerauhten und matten Oberflächen eher die Gefahr des «Absaufens» der Farben besteht und im Endeffekt ein zu dunkles Ergebnis vorliegen kann. Deshalb habe ich als Papier auch Heaven 42 gewählt und für mein 400 Seiten-Buch ein Probe-Exemplar mit 16 Seiten erstellt. So war klar was zu erwarten hatte.
Aufgefallen ist mir noch, dass du deinen Monitor eher in einem dunkleren Modus betreibst. Auf meinem iMac kalibriere ich mit dem Spyder 5 Elite mit den empfohlenen Werten von 120 cd/m2, bei einem Gamma von 2.2 und Weisspunkt 5800 k. Ich kenne deine Hardware nicht; aber vielleicht hat das bereits einen Einfluss?
Freundliche Grüsse
Walter