FUJINON GF120mm F4 R LM OIS WR Macro – welch sperriger Name. Was verbirgt sich hinter dieser kryptischer Bezeichnung? Die Auflösung: Mein neues Fujifilm Tele Macro Objektiv für den mittleren Bereich. Tele und Macro, also gleichsam zwei Fliegen auf einen Streich.
Seit dem Kauf meiner Fuji GFX 50s und den Objektiven GF23mm und GF32-64 mm vor 2½ Jahren trieb mich die eine Frage um: Wie erweitere ich mein System um eine mittlere Tele-Brennweite? Bei meinen Winter-Workshops auf Island, den Färöern und den Lofoten fehlte mir immer das gewisse Mass an Extra-Brennweite um Personen zu fotografieren oder Landschaft etwas verdichtet abzubilden. Die Suche gestaltete sich mühsam und war mit Irrwegen beladen. Das FUJINON GF120mm war zu der Zeit zwar schon lieferbar; Abmessungen, Gewicht und Preis schreckten mich aber mehr als zwei Jahre lang ab.
Die erste Ersatzlösung war die Mitnahme meiner X-Pro2 und dem Tele-Objektiv XF55-200mm; die befriedigte aber aus mehreren Gründen nicht. Als nächstes waren zwei gebrauchte Objektive aus dem analogen 645er-Mittelformat von Mamiya, günstig auf eBay gekauft, an der Reihe. Das Mamiya Sekor C 110mm f2.8 und das Mamiya Sekor C 150mm f3.5. Beide werden in englischsprachigen Foto-Foren als gute Adaptionslösung beschrieben; wiesen aber in der Praxis Schwächen in der Abbildungs-Leistung und Farbtreue auf. Der nächste Versuch auf den Färöern mit einem ebenfalls gebraucht gekauften und adaptierten Zeiss Makro-Planar 2/100 löste zwar vordergründig mein Problem – wies aber eine heftige Vignettierung auf, die sich in Ligtroom nicht beheben liess. Also erneut Endstation.
Mittleres Tele-Makro-Objektiv mit einer maximalen Vergrösserung von 0,5x
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Die beiden Workshops im letzten Jahr absolvierte ich ohne eine Tele-Brennweite; es zeigte sich aber immer klarer, dass eine tragfähige Lösung her musste. Nach längerem Abwägen und zweimaligen Besuch bei Anbietern entschied ich mich schliesslich doch für ein FUJINON GF120mm. Entscheidend dafür war der Brennweitenbereich von 120 mm entsprechend 95 mm Kleinbild-Format. Diese Brennweite liess sich nicht ohne Einbussen an der Bildqualität mit Crops aus GF32-64 mm Aufnahmen erschliessen. Die Makro-Fähigkeit und der Bildstabilisator waren für die Entscheidung nicht ausschlaggebend – sie nehme ich aber gerne in Kauf 😉. Trotz Bedenken liess sich die Innen-Einteilung meines Foto-Rucksacks so umorganisieren, dass alles benötigte Equipment für Workshops weiterhin hinein passt.
Die Fuji-Webseite lobt das FUJINON GF120mm überschwänglich: «Das optische System besteht aus 9 Gruppen und 14 Elementen, darunter 3 ED-Linsenelemente. … Durch die ausgewogene Anordnung der ED-Objektive werden ausserdem auch chromatische Aberrationen richtig korrigiert, was zu einer hohen Bildqualität beiträgt. … Dieses Objektiv ist mit einem Bildstabilisierungs-Mechanismus ausgestattet, der bis zu einem Maximum von 5 Blendenstufen korrigiert und wesentlich zur manuellen Aufnahme bei schlechten Lichtverhältnissen beiträgt.» Soweit der gekürzte Marketing-Sprech. Für alle, die es interessiert, hier eine vollständige Beschreibung.
Oder freier: Probieren geht über Studieren. Nach dem Erhalt des FUJINON GF120mm war ich bei bewölktem Wetter am Hüttnersee für erste praktische Versuche unterwegs. Ich wollte mich an das neue Objektiv gewöhnen, weg von der gewohnten Schärfe von vorne bis hinten wie bei meinen Landschaftsaufnahmen. Auch mit der Unschärfe spielen und etwas Makro ausprobieren. Den Folgetag investierte ich bei schönem Wetter in Rapperswil um in urbaner Gegend zu üben.
Nach zwei Tagen mit dem FUJINON GF120mm im Feldversuch unterwegs bin ich begeistert. Die Haptik und Handhabung an meiner GFX50s ist sehr ausgewogen; die Kombination liegt sehr gut in meiner Hand. Die Verarbeitungsqualität ist schlicht grossartig, das Objektiv ist staub- und feuchtigkeitsresistent und verfügt über ein Metallbajonett. Die Bilder sind spektakulär mit hervorragender Schärfe im gesamten Bildbereich, von Ecke zu Ecke, selbst bei Offenblende. Dies zeigt sich auch am 100%-Ausschnitt der Keilfleckschwebfliege Eristalis tenax mit 1250 x 940 Pixel auf der Löwenzahn-Blüte. Mit 1.175 MP Bildgrösse entspricht der Crop gerade einmal 2.3 % der gesamten GFX-Sensorfläche. Die Farbwiedergabe ist hervorragend, mit wenig chromatischer Aberration ausser bei Extremfällen wie der Turmspitze und dem Giebel mit blauem Himmel als Hintergrund. Das FUJINON GF120mm erzeugt dank seiner 9 abgerundeten Blendenlamellen weiche Unschärfe-Bereiche. das Bokeh ist in meinen Augen, sehr gefällig.
Ich bin mir sicher, dass dieses Tele Macro Objektiv sehr gefallen und meine Bedürfnisse erfüllen wird. In Kürze wird sich zeigen ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege.
Alle Aufnahmen entstanden Freihand mit meiner Fuji GFX 50s und meinem Objektiv FUJINON GF120mm F4 R LM OIS WR. RAW-Bilder mit meinen üblichen Parametern in Adobe Lightroom unter Verwendung von LUTs von Lutify bearbeitet.