Was ich noch sagen wollte: In wenigen Tagen beginnt ein neues Jahr und lässt ein altes zurück. Eines, das die Bewegungsfreiheit empfindlich einschränkte, das Reisen erschwerte und viele Sachzwänge auferlegte. Das Corona-Virus regiert nun schon zwei Jahre. Führte die Delta-Variante in den letzten Monaten unerbittlich ihr Regime ist es nun Omikron, die im steilen Anstieg Infizierter das Geschehen und Handeln bestimmt.
Die fotografische Ausbeute im Ausnahmejahr 2021 fällt so leider wieder nicht allzu üppig aus. Aller Unbill zum Trotz konnte ich aber an zwei mehrtägigen Workshops am Seealpsee und an mehreren Orten in der Ostschweiz teilnehmen. Auch die Masterclass zur Isle of Skye mit Martin Hülle und Michael Schaake wurde nach zwei Verschiebungen und um ein Jahr verspätet endlich durchgeführt.
Von da stammt auch mein Bild des Jahres 2021. Ein Bild aus einer Aufnahmeserie von «The Guardians» wie Guide Harry Martin sie nennt. Ich habe es am 9. November, dem letzten meiner vier Verlängerungstage nach der Masterclass aufgenommen. Ich war dafür mit Harry im Gebiet des Quiraing unterwegs. Statt den üblichen Zielen einer Wanderung zu Prison, Needle und Table steigen wir vom Parkplatz in entgegen gesetzter Richtung zum 446 Meter hohen Bioda Buidhe auf.
Nach dem regnerischen Vortag sind Weg und Wiesen völlig durchnässt und weich, aber griffig. Auf dem Summit geht es nach kurzer Verschnaufpause weiter. Harry, führt zu meiner Überraschung eine steile Grasflanke abwärts. Kein Weg, kein Trampelpfad dem ich folgen könnte, führt da hinunter. Nach fünf Minuten Abstieg über die Wiese stehen wir an einer Abbruchkante, die schräg nach unten und zudem nach hinten verläuft; richtig schön ausgesetzt. «Bitte auf die Ausrüstung aufpassen, alles was hier fallen gelassen wird geht über die Klippe“ meint Harry lakonisch. Jesus Christ, das ist aber ganz schön gefährlich.
Wir machen an der Graskante Halt und geniessen den wunderbaren Blick über den Abgrund auf die «The Guardians» des Bioda Buidhe, wie Harry sie nennt. Schon bald wird die aufgehende Sonne sie bescheinen und uns ein wechselhaftes Licht- und Schattenspiel zeigen. Ich bin mit der Ausbeute hoch zufrieden und geniesse diesen einmaligen Foto Spot.
Heute, Wochen später, finde ich meine Bild des Jahres 2021 eine perfekte Wahl. Der physische Aufwand dafür war beträchtlich, der Foto-Spot einzigartig und der Spurenlage Vorort nach nur selten besucht. Auch weil ich weiss, dass Bilder von diesem Platz aus fotografiert im Internet nur vereinzelt zu finden sind. Und damit eine gewisse Exklusivität besitzen.
Die Aufnahme entstand mit meiner Fuji GFX50s II und dem Objektiv GF32-64mmF4 ab Stativ. Brennweite 32mm, Blende 11, Belichtungszeit 1/30 s, ISO 1000. Bearbeitet in Adobe Lightroom.