Wie die Zeit doch läuft – 2021 war fotografisch für mich ein sehr intensives Jahr. Kaum von der Isle of Skye zurück steht schon die nächste Fotoreise an: Die Färöer Inseln im Winter. Und so schrieb ich schon Mitte November an die beiden Veranstalter Martin und Michael: «Natürlich sind Henrik und ich schon längst wieder zuhause; die Schottlandreise passé und die Färöer im Blick voraus. Wir hatten noch eine gute Zeit und fotografierten an weiteren schönen Orten. Wie schon die ganze Woche zuvor. Es war einfach wieder eine tolle Masterclass; vielen Dank an euch beide für die Super-Organisation und die gelungene Durchführung.»
Und fragte: Wie weit seit ihr mit der Planung für eine Fotoreise zu den Färöer Inseln im Winter? «Steht die Durchführung und das Datum vom 5.-12. Februar definitiv? Also kann ich meine Flüge buchen?»
Die Antwort kam – wie von Martin Hülle gewohnt – postwendend: «Bezüglich Färöer werden wir am Montag mit der Detailplanung anfangen. Das heisst Flug und Mietwagen. Das Hotel Brandan ist bereits gebucht. Aufgrund der aktuellen Situation mit extrem steigenden Zahlen würde ich auf jeden Fall zu einem Flug raten den man kostenfrei stornieren kann.» Ja die verflixte Corona-Pandemie hat uns alle auch nach fast zwei Jahren weiter fest im Griff und erfordert ungebrochen Vorsicht. Das Infektionsgeschehen ist sehr hoch und macht weiter Sorgen. Bleibt nur das Beste zu hoffen.
Wetter und Licht bestimmen den Tagesablauf
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«Die unbändige Natur der Färöer ist aussergewöhnlich und lädt dazu ein, mit der Kamera erkundet zu werden. Allgegenwärtig ist die dramatische Insel-Landschaft, in der sich die Färinger zwischen Tradition und Moderne bewegen. Der Tourismus steckt auf dem kleinen Archipel noch in den Kinderschuhen und es ist möglich, die märchenhafte Szenerie in aller Ruhe zu erkunden und zu geniessen. Besonders faszinierend ist es vor allem im Winter, wenn die extrem schnellen Wetterwechsel, bei denen die Sonne immer wieder die wilden Wolkenformationen durchbricht, für unglaubliche Lichtstimmungen sorgen.»
Das ist doch mal eine Ansage: Die beiden erfahrenen Nordland-Experten haben mit den Färöer Inseln im Winter wieder eine exquisite Fotoreise für eine Kleingruppe ausgearbeitet. O-Ton Martin: «Zusammen mit dem Nordland-Experten Michael Schaake habe ich diese Fotoreise ausgearbeitet, bei der wir in einer kleinen Gruppe die imposante Gegend intensiv erleben, fotografieren und darüber hinaus unser Wissen in Praxis und Theorie an alle Mitreisenden weitergeben möchten.» Das wird wieder spannend – wie konnte ich da noch nicht ahnen!
Am Samstag 5. Februar fliege ich mit Swiss nach Kopenhagen. Wegen schlechtem Wetter über den Färöern hebe ich mit RC459 von Atlantic Airways, dem Airbus A320-214 mit Kennung OY-RCJ, zwei Stunden verspätet nach Vágar, der drittgrössten Insel der Färöer, ab. Schon kurz nach dem Abflug informiert der Captain, dass der Zielflughafen wegen Schneesturms geschlossen wurde; stellt aber Besserung in Aussicht. Denkste!!!
Nach 2¼ Stunden Flug kündigt sich das Desaster an: Heftiger Schneesturm als weisse horizontale Streifen vor meinem Fenster, der Flughafen auf unbestimmte Zeit geschlossen. Der Flieger entfernt sich etwas und fliegt endlos lange Holding Patterns; ohne Besserung und Aussicht zum Touch Down. Dazwischen die Ansage einer möglichen Umleitung nach Bergen. In der Kabine wird es stiller und stiller; sogar mein bisher gesprächiger Sitznachbar, Mitarbeiter einer Ölplattform auf dem Weg nach Hause, ist ruhig und spricht nicht mehr. Auch mir ist mulmig zumute; eine solche Situation habe ich noch nie erlebt. Nach fast einer Stunde Ungewissheit geht es rasend schnell: Ich höre am Ton der Triebwerke dass wir Höhe abgehen und gefühlte Sekunden später sind wir im Final über der schneebedeckten Landepiste. Der Captain zwingt die Maschine auf die Piste und setzt hart auf. Das ist mir egal – Hauptsache heil unten. Kurz darauf zwei Durchsagen: 1. Wir müssen auf der Landbahn warten bis Rollweg und Apron geräumt sind. Alle Ressourcen waren mit der Pistenräumung beschäftigt. 2. Die Strasse nach Tórshavn ist wegen Schneefalls und Verwehungen gesperrt; Pflüge zum Flughafen unterwegs. Ich komme um 01:30 Uhr todmüde im Hotel an; es war eine anstrengende und aufregende Anreise.
aber auch Sonnenschein und ruhigere Momente
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Die ersten Tage waren geprägt von Schneetreiben und heftigem Wind. Der 3-stündige Roundtrip auf dem Wanderweg von Miðvágur zum Slave Cliff erforderte viel Kraft. Ich erkundete den mir von früher bekannten Standort am Bøsdalafossur Wasserfall. Die See war extrem stürmisch und zwang mich den Platz zu verlassen. Minuten später fegte eine riesige Gischt über den Felsen. Zum Glück war ich da weg.
In Eiði erwarten mich starker Wind und Regen. Geschätzte 6 – 8 Meter hohe Wellen, die weisse Gischt ein Mehrfaches davon, brechen sich am Ufer. Grenzwertig um zu fotografieren, die Ergebnisse oft zufällig denn Folge sorgfältiger Bildkomposition. Auch in Tjørnuvík an der Ostküste Streymoys erwarten mich hohe Wellen und erschwerte Sicht. Risin og Kellingin, auf färöisch «der Riese und das Weib», zwei grosse Brandungspfeiler und bekanntestes Naturdenkmal der Färöer, sind nur schemenhaft zu erkennen. Ich hätte gewarnt sein können, hiess es doch in der Ausschreibung: «Das Wetter ist auf den Färöer-Inseln zu jeder Jahreszeit sehr wechselhaft. Stürmische Winde, Schneefall und Regenschauern sind immer möglich, aber auch Sonnenschein und ruhigere Momente. Die Temperaturen liegen im Winter im Durchschnitt bei 3°C.» Wie wahr.
Endlich schönes Wetter; wir fahren zum kleinen Ort Funningur. Die Idee: Mit dem Bus die Strasse hoch zu fahren und bei Hvíthamar hoch zum Aussichtspunkt auf den Fjord zu laufen. Im Gegensatz zum Oktober 2019 liegt diesmal viel Schnee; dazu Wind und der Kleinbus mit Reifen ohne Spikes. Reifen mit solchen oder gar Schneeketten sind bei der Autovermietung nicht erhältlich. Deren Tipp: Bei solchen Wetterverhältnissen im Hotel bleiben. Hahaaa … Wozu bin ich denn da?
Es gibt keine Chance auf der schlecht geräumten Strasse hoch zu fahren. Der Bus bleibt in Funningur stehen und Laufen steht an. Es wird ein 5 Stunden und 11 Kilometer langer Roundtrip durch Schnee und Schneeverwehungen bei kräftigem Wind von vorne. Meine Mühe wird mit ständig wechselnden Wetterverhältnissen und tollen, atemberaubenden Lichtstimmungen belohnt.
Der letzte Tag ist ein kühler, sonniger Wintertag. Ich besuche Viðoy, die nördlichste Insel der Färöer Inseln; hier verbringe ich einige Zeit im viel besuchten Dorf Viðareiði, am Fusse des 841 Meter hohen Villingadalsfjall. Krönender Abschluss des Tages, die Strassenverhältnisse lassen es zu: Ich kann endlich das pittoreske Museumsdorf Saksun mit seinen grasbedeckten Dächern besuchen.
Die Aufnahmen entstanden mit meiner Fuji GFX50s II und den Objektiven GF23mmF4, GF32-64mmF4 und GF120mmF4. Einige wenige Bilder und das Video mit dem iPhone 13 Max. Langzeitbelichtungen mit ND-Grad Filtern von Breakthrough. Bearbeitet mit Adobe Lightroom und Color Grading LUTs von Lutify. Gruppenaufnahme von Michael Schaake.
Quellen:
Martin Hülle
Angebots-Flyer Nordische Momente Färöer-Inseln im Winter
Wikipedia