Zugegeben: Die Zahlen sind des Titels wegen etwas gerundet. Weit draussen auf dem offenen Nordmeer liegen die Træna Islands. 65 Kilometer vor der norwegischen Helgelandküste finden sich hier fast 500 spektakuläre Inseln, Felsen und Schären der Kommune Træna. Sie sind ein raues und schwer zugängliches Paradies am Rande der Zivilisation, direkt auf dem Polarkreis gelegen. Auch heute noch sind die Træna Islands nur mit der kostenlosen Fähre oder dem Schnellboot zu erreichen. Wir legen am späteren Nachmittag vom Stokkvågen Fergekai ab und nach 2½ Stunden Fahrt über offenes und zum Teil stürmisches Wasser legen wir früh abends am Træna Fähranleger in Husøy an.
Archäologische Funde belegen, dass auf dem entlegenen Archipel bereits vor 9 000 Jahren Menschen mit Fischfang und der Jagd auf Meerestiere ihr karges Auskommen fanden. Und die Træna Islands somit zu den ältesten Fischersiedlungen in Norwegen zählen. Heute leben hier noch rund 500 Bewohner auf den vier Hauptinseln Husøy Sanna, Selvær und Sandøy.
Unzählige Fotomotive warten darauf von der Kamera eingefangen zu werden
Husøy ist die Hauptinsel des Archipels und Verwaltungssitz der Træna Islands. Hier leben die meisten der etwa 500 Einwohner. Die Insel ist das Herzstück der Inselkommune und bietet die wichtigsten Geschäfte und Dienstleistungen an; hier steht auch die bekannte Petter-Dass-Kapelle. Ein Denkmal für Nordnorwegens dichtenden Priester aus dem 17. Jahrhundert und zugleich Mahnmal für alle, die ihr Leben auf See gelassen haben.
Der Hafen von Husøy bildet das wirtschaftliche Zentrum und der Hauptstandort für die Fischerei, die nach wie vor eine zentrale Rolle für die Inselbewohner spielt. Der Hafen ist Standort für einen kleinen Joker mit einem Sortiment für den alltäglichen Bedarf, Lebensmittel und Getränken. Wie auch das «Havfolkets Hus», das einzige Gasthaus weit und breit in dem wir zweimal lecker dinieren. Die Kreidetafel enthält genau drei Gerichte. Fischfrikadellen, Fish&Chips und Burger. Der Wirt des gut besuchten Lokals ist sehr zugänglich und beantwortet unsere Fragen zu den lokalen Angeboten gerne.
Von Husøy blickt man hinüber nach Sanna mit seiner ikonischen Bergformation; der grössten und landschaftlich beeindruckendsten Insel von Træna Island. Das Træn-Gebirge gehört zu den bekanntesten und spektakulärsten Bergen Helgelands. Draussen auf dem offenen Meer stehen sie wie eine scharfe und robuste Barriere gegen die Westwinde. Als nördlichster Gipfel steht der 338 Meter hohe Trænastaven, ein gänzlich frei stehender Solitär der Kletterer anlockt. Daneben der Breitind mit 270 und der Mjåtinden mit 295 Meter Höhe.
Zum Glück gibt es einen leicht zugänglichen Gipfel
Der 243 Meter hohe Gompen, auch Kjølen genannt, ist der südlichste Gipfel, und dank der 2,4 Kilometer langen Baustrasse, die zur Radarstation auf dem Gipfel führt, ist der Aufstieg leicht. Insgesamt aber dennoch eine spektakuläre «Gipfelwanderung». Der Clou: Wir steigen dabei 25 Minuten lang in einem engen, Natur belassenen und steilen Tunnel hoch; nur im fahlen Licht unserer Stirnlampen. Bis wir nach einem Kilometer Anstieg oben etwas ausser Atem wieder das Sonnenlicht erblicken.
Nach dem Tunnel wird der Weg etwas flacher, und wir erreichen einen kleinen Bergrücken zwischen Mjåtinden und Gompen. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick auf Sanna und Husøy im Osten, Holmen, Dørvær und Selvær im Norden und die Inseln Nesøya, Hestmannen und Lovund in der Ferne. Wir geniessen die Stunden auf Sanna mit Fotografieren bis uns das Hurtigbåt, das Schnellboot, um 19:00 Uhr abholt und zurück nach Husøy bringt.
Anderntags frühmorgens um 06:45 Uhr verlassen wir mit der ersten Fähre die Træna Islands zurück nach Stokkvågen und setzen unsere Reise zum zweitgrössten Gletscher Norwegens, dem Svartisen fort.
Mein Fazit: Die Træna Islands sind ein aussergewöhnlicher Ort, an dem die wilde Natur, die reiche Geschichte und die besondere Kultur der Region aufeinandertreffen. Trotz der Abgeschiedenheit gibt es hier eine lebendige Gemeinschaft. Die Inseln sind einzigartiges Reiseziel für Besucher, die das Ungewöhnliche suchen. Hier finden sie es!
Die Aufnahmen entstanden mit meiner Fuji GFX50s II und den Objektiven GF20-35mmF4, GF32-64mmF4 und GF100-200mmF5.6. Und dem iPhone 13 im RAW-Modus. Bearbeitet mit Adobe Lightroom, DxO NIK Collection und Color Grading LUTs von Lutify.
Quellen:
Wikipedia
Velkommen til Træna!