Gestern bin ich mit SAS von Oslo kommend in Bodø gelandet und habe noch am Flughafen meine Reisegefährten getroffen. Alle freuen sich auf die kommenden Fototage. Heute morgen sind wir bereits mit Guide Cody unterwegs und rollen auf der Europastrasse E6 gemächlich entlang des Saltfjellet-Svartisen Nasjonalparks südwärts. Kurz nach 11 Uhr stoppen wir am Lønselva Fluss. Der fliesst hier als mächtiger Strom turbulenten Wassers über Stromschnellen. Wir sind in Helgeland, dem südlichen Teil der Provinz Nordland; Zeit für einen Foto-Stopp am Wasser, den wir alle geniessen.
Kilometer weiter stoppen wir am Arctic Circle Center in Lønsdal, hier verläuft der nördliche Polarkreis auf dem Breitengrad 66° 33′ Nord. Nach einer kurzen Kaffeepause überqueren wir diese magische Grenze für die Fahrt nach Mo i Rana und nach Stokkvågen. Dort wollen wir die kostenlose Fähre für einen Abstecher zu den Træna Islands – 500 Inseln – 500 Einwohner pünktlich zur Abfahrt um 17:30 Uhr erreichen.
Bei Mitternachtssonne in Helgeland unterwegs
Zitat: «Von Mitte Juni bis Anfang Juli scheint in Helgeland die Mitternachtssonne. Das Erleben und Fotografieren der Mitternachtssonne ist eine magische Erfahrung. Alles ist in ein wunderbares Licht getaucht und die Welt scheint still zu stehen. Einheimische raten oft scherzhaft, dass man den Schlaf nach der Rückkehr aus Norwegen nachholen kann. Man möchte nämlich die magischen Sommernächte bestimmt nicht verschlafen.»
Das Stichwort heisst: Antizyklisch unterwegs sein, um das spezielle Licht der Mitternachtssonne mit der Kamera einzufangen. Nachts draussen unterwegs sein und dabei bis weit nach Mitternacht fotografieren, den nötigen Schlaf dann tagsüber im verdunkelten Zimmer nachholen.
Glomfjellet, grösstes Kalksteingebiet Norwegens
Drei Tage später sind wir mit der 7 Uhr-Fähre in Stokkvågen zurück. Eine längere Strecke Fahrt auf der Küstenstrasse Fv17 und zweimal Übersetzen mit Fähren bringt uns am späteren Nachmittag nach Glomfjord.
Nach Pizza und Softdrink brechen wir zum Glomfjellet auf. Das ist ein landschaftlich reizvolles Gebiet mit kleineren und grösseren Seen, eine einzigartige Karstlandschaft und das grösste zusammenhängende Kalkstein-Gebiet Norwegens, das oberhalb der Waldgrenze liegt.
Wir parken am Namnlausvatnet und laufen hoch zum Storglomvassdammen, dem grössten Stein-Schüttdamm der Welt, der das Wasser des Storglomvatnet zurück hält. Der Stausee wurde in den späten 90er Jahren zur Stromerzeugung angelegt. Der Damm fasst unglaubliche 3,5 Milliarden Kubikmeter Wasser. Von hier aus zieht es uns weiter zum Nationalpark Láhku. Die endlosen Flächen mit Karst-Gestein und karger Wiese bieten Lebensraum für eine ganz besondere Flora und Fauna. Die Seen auf dieser Hochebene haben einen hohen Anteil an Kalzium, ein Lebensraum für eine einzigartige Vielfalt von Pflanzen.
Trotz vorgerückter Stunde ist es noch über 20 °C warm; ich trage nur ein kurzärmliges Shirt und fühle mich pudelwohl. Mein letztes Foto des Tages mache ich am Store Sandvatnet pünktlich um Mitternacht. Das Motiv: Grüne Wiese, blauer See, blauer Himmel und am Horizont rötlich angeleuchtete Wolken.
Den Folgetag gestalten wir ruhiger: Wir setzen mit dem Boot nach Engen Brygge über und laufen zum Brestua Restaurant am Ufer des Svartisvatnet.
Majestätisch liegt der Svartisen mit seinem Gletscherarm Engabreen oberhalb des Sees vor uns. Der ist der zweitgrösste auf dem norwegischen Festland mit einer Ausdehnung grösser als die Städte Oslo und Bergen zusammen. Die hiesige Landschaft besticht durch hohe Bergketten. Das Licht am frühen nachmittag ist grell mit viel Wind von vorne. Nicht ideal zum Fotografieren, wir verziehen uns deshalb für einen späten Lunch und ein Bier ins Brestua und kehren anschliessend zum Ausruhen ins Apartement-Hotel zurück.
Um 20 Uhr fahren wir nochmals los und folgen der Fv17 zu neuen Foto-Locations: Zum Neverdalvatnet mit wunderschönen Spiegelungen im Wasser bis zu einem alten Robuer direkt am Wasser etwas ausserhalb von Ørnes gelegen. Den fotografiere ich um Mitternacht zum Abschluss der Foto-Tage im Helgeland. Nach einem kurzen Schlaf geht es Morgen zurück nach Bodø.
Die Aufnahmen entstanden mit meiner Fuji GFX50s II und den Objektiven GF20-35mmF4, GF32-64mmF4 und GF100-200mmF5.6. Und dem iPhone 13 im RAW-Modus. Bearbeitet mit Adobe Lightroom, DxO NIK Collection und Color Grading LUTs von Lutify.
Quellen:
Wikipedia
Amazing Views, Fotoreise «Unbekanntes Norwegen»
Helgeland Reiseführer 2021