Es war kurz nach vier Uhr – ich kam an diesem sonnigen Wintertag, einem Freitag, vom Fallsárlón Gletschersee im Südosten Islands, wo ich eine gute Stunde fotografiert hatte. Und nun stand ich am Rand dieser eiskalten Gletscherlagune, die mit Abertausenden von grossen und kleineren Eisblöcken gefüllt ist. Aufgrund der direkten Lage am Meer und dem leichtem Zugangs ist die Lagune eine der beliebtesten Attraktionen von ganz Island. Ihr Name: Jökulsárlón.
Jökulsárlón zählt zu den grossen natürlichen landschaftlichen Schönheiten Islands. Eine Attraktion die schwer zu beschreiben und noch schwerer zu fassen ist, die man einfach gesehen haben muss. Dazu der vorgelagerte Diamond Beach – so genannt wegen der Eisblöcke, die hier auf dem schwarzen Lavasand liegen, riesigen Diamanten ähnlich. Die sich unablässig im steten Wellengang wiegen und drehen, sich bei Flut auf den Strand spülen lassen, dort bleiben und je nach Licht und Tageszeit in allen Farben glitzern.
Die Gletscherlagune Jökulsárlón liegt an einem Ausläufer des Vatnajökull, Europas grösstem Gletscher. Dieser und das umliegende Hochland bilden Islands grössten Nationalpark. Der zweitgrösste Europas: Ein weitläufiges, nur im Sommer zugängliches Gebiet, geprägt von schneebedeckten Bergen, Gletschern und ausgedehnten schwarzen Lava-Landschaften. Der Jökulsárlón als Teil davon ist heute 23 km² gross und fünf Kilometer breit; bei einer Tiefe von 248 Metern ist er zugleich der tiefste See Islands.
Jökulsárlón entstand einst auf natürlichem Weg. Die Lagune wird mit Eis und Schmelzwasser des Gletschers gespeist und wird Jahr für Jahr grösser. Schuld daran ist der Klimawandel, der immer grössere Eisblöcke von schrumpfenden Gletscher abbrechen und so die Lagune wachsen lässt. Das macht Jökulsárlón erst recht interessant: Aufgrund der unablässigen Veränderungen sieht der See bei jedem Besuch anders aus – jede Besichtigung wird so einzigartig.
Die Lagune und die Gletscherzunge sind mit einer Art «Kanal» mit dem Ozean verbunden. Die Eisblöcke, die in die Lagune stürzen, schmelzen und treiben schliesslich langsam aufs offene Meer hinaus. Dort bringen Salzwasser und atlantische Wellen das Eis zum Bersten und spülen es zerkleinert an den schwarzen Sandstrand zurück.
Durch Ebbe und Flut bedingt wird dieser von kompaktem, durchscheinendem Eis bedeckt, das Tausende Jahre alt ist und wie Diamanten in der Sonne glitzert. So kam der Strand auch zu seinem Namen: Diamond Beach.
Die Gletscherlagune Jökulsárlón ist ein wunderschöner, beinahe magischer Ort zum Fotografieren – gerade auch bei trüben Wetter. Das ist für mich ein Ort zum Träumen, zum Innehalten, zum Geniessen. Allerdings auch im Winter sehr belebt. Zahllose Auto und Busse halten hier an und laden ihre Insassen aus. Köstlich wie viele während meines Besuchs ohne Crampons, oft mit hochhackigen Schuhen versuchen, auf dem weitläufigen, vereisten Gelände Halt zu finden.
Alle Aufnahmen entstanden mit meiner neuen Fuji GFX 50s und dem Objektiv GF32-64mmF4. Siehe mehr dazu hier. Alle mit Stativ, Langzeitbelichtungen mit ND-Grad Filtern von Lee und Breakthrough.
Quellen:
Ein interessanter Blogbeitrag:
Diamond Beach in Island – der aussergewöhnlichste Strand der Welt