Senja, Norwegens zweitgrösste Insel weit jenseits des Polarkreises habe ich seit meinem Besuch im Sommer 2019 in guter Erinnerung. Die Inselwelt im Winterkleid hingegen kannte ich noch nicht. Ich war zwar schon einige Male im Februar auf den Lofoten unterwegs und habe dort fotografiert. Und war begeistert. Da kam das Email von Amazing Views gerade recht: Senja Winterwunderland war im Angebot. Nach kurzer Bedenkzeit buchte ich die einwöchige Fotoreise.
Die märchenhaften Inseln von Senja erleben
«Senja ist zwischen Tromsø im Norden und den Lofoten Inseln im Süden gelegen und ist im Vergleich zu seinen berühmten Nachbarn noch ein verstecktes Juwel. Mit seinen steil über den Fjorden aufragenden Berggipfeln, Bergpässe mit wunderbaren Aussichtspunkten, einsamen Stränden und wenig befahrene, kurvenreiche Strassen, ist die Insel eine Traumdestination für Fotografen».
Das Küstenklima sorgt für mildere Winter als auf dem Festland. Bei mittlerem bis kräftigem Wind können die Temperaturen allerdings bis auf -15 Grad Celsius sinken. Zudem kann im Winter das Wetter sehr unbeständig sein. Sonnenschein geht innert kurzer Zeit in Schneefall oder stürmisches Wetter mit viel Wolken über. Und natürlich auch umgekehrt. «Gerade diese wechselnden Wetterverhältnisse können für das Fotografieren der Landschaften jedoch extrem spannend sein. Es entstehen fantastische Lichtstimmungen und die Aufnahmen erhalten sofort mehr Dramatik».
Am 3. März war es soweit: SAS brachte mich via Oslo nach Tromsø. Anderntags fuhr mich Fotoguide Cody Duncan mit seinem Minibus nach Senja. Ich bezog mein Zimmer im neuen Anbau im Mefjord Brygge Hotel in Mefjordvær und packte noch kurz mein Foto-Equipment im Rucksack um. Ich war bereit für die erste Foto-Session: Senja Winterwunderland konnte beginnen.
Wechselnde Landschaften an der Westküste
Am frühen Nachmittag ging es gleich richtig los: Mit einem ersten Stopp an der Aussichtsplattform Bergsbotn mit grandiosem Blick auf den Fjord, die Berge und die Orte im Hintergrund. Weiter zum Tungenset Viewpoint: Ein beliebter Aussichtspunkt entlang der Panoramastraße zwischen Steinfjord und Ersfjord gelegen. Mit einem tollen Panoramablick auf den Oksehornan, die Devils Teeths, wie Einheimische die Bergzacken auch nennen.
Die Folgetage verbrachte ich bei unbeständigem Wetter, mit viel Sonnenschein aber auch dichten Schneefall, draussen. Und steuerte eine ganze Reihe von Foto-Spots in Skaland, Ersfjord oder dem malerischen, auf einer kleinen Insel gelegenen Husøy an. Ein Highlight war der Aufstieg bei völliger Dunkelheit auf den frisch verschneiten Hausberg von Mefjord, den Knuten. Zwei Schritte vor, einer zurück im unberührtem Pulverschnee bei eisig kaltem Wind; ich war froh um vier Lagen Outdoor-Kleidung und bewährten Crampons unter meinen Schuhsohlen. Kurz vor 6 Uhr in der Früh erschien am Horizont ein erstes Glühen, kurz darnach ein wunderschöner Sonnenaufgang. Der für den frühen Abmarsch um fünf Uhr und die Anstrengungen beim Aufstieg entschädigte. Ein wunderschöner Tagesauftakt im Senja Winterwunderland.
Für den späten Vormittag war der Transfer nach Hamn i Senja vorgesehen. Unvergesslich dabei der Stopp am zugefrorenen und schneebedeckten Krokelvvatnet See. Ich kraxelte über die meterhohen gefrorenen Schneewälle der Schneeräumung hinweg und fand mich in brusthohem, trockenem Pulverschnee wieder. Powder pur – zuhause in dieser Form kaum zu finden. Weiter ging es auf schneebedeckter Strasse; am frühen Nachmittag bezog ich ein Zimmer im Hamn i Senja Hotel.
In den restlichen Tagen fotografierte ich an verschiedenen Plätzen in der Umgebung: Bei Ebbe am Strand von Ballesvika mit den vom Wasser geformten, rippenartigen Spuren im Sand. Oder die bezaubernde Blaue Stunde auf der Gryllefjordbrua in der Nähe von Gryllefjord. Oder den Abstecher ins malerische ländliche Sifjord, nur nach kurvenreicher Strasse durch eine steile Geröllhalde hinab, irgendwo im Nirgendwo zu erreichen.
Die Tage im Senja Winterwunderland gingen viel zu schnell vorbei. Der Koffer war schnell gepackt und nach dem Frühstück fuhr mich Cody bei Schneefall, extrem schlechter Sicht mit mehreren whiteouts zurück nach Tromsø. Mehrmals wurde es brenzlig, keine Sicht mehr, keine Konturen, keine Schatten, dafür starker Schneefall im Gegenwind. Nur die hohen Schneewälle beidseitig der Strassen hielten den Minibus auf der Fahrbahn. Auch Cody kam ins Grübeln: «I have never experienced this before». Am frühen Nachmittag kam ich unversehrt in Tromsø an. Noch lagen drei Tage in dieser tief verschneiten, winterlichen Stadt vor mir. Aber das ist eine andere Geschichte .
Die Aufnahmen entstanden mit meiner Fuji GFX50s II und den Objektiven GF23mmF4, GF32-64mmF4 und GF100-200mmF5.6. Und dem iPhone 13 im RAW-Modus. Bearbeitet mit Adobe Lightroom und Color Grading LUTs von Lutify.
Quellen:
Wikpedia
Amazing Views
Reiseportal zu Tromsø
Die Idee, in einem gemütlichen Holzhaus am Fjord zu übernachten und die Arktis in ihrer ganzen Pracht zu erleben, ist verlockend. Dieser Artikel weckt definitiv das Fernweh und die Neugier, Senja im Winter zu besuchen. Liebe Grüße,
Andreas
Hallo Andreas
Vielen Dank. Und ja Senja lohnt sehr im Winter.
Viele Grüsse Walter