Die Lofoten, eine Inselgruppe wie eine «riesige Luchspfote» (NZZ) ins eisige Nordmeer ragend, mit zackigen Bergen, blauem Meer, roten Rorbuer und Holzgestellen voll behangen mit frischem Stockfisch, befeuern meine Sehnsucht nach Norwegens Norden. Ich liebe die Lofoten; sie ziehen mich magisch an. Schon im Februar 2018 habe ich hier an einem Workshop teil genommen und im Sommer 2019 eine ganze Woche auf den Inseln Vestvågøya, Moskenesøya, Gimsøya und Austvågøya verbracht. Dazu habe ich in drei Blog-Einträgen ausführlich berichtet: «Nordische Momente 1» und zwei. Sowie «Die Lofoten im Sommer – Berge und Meer».
Für mich also klar und nachvollziehbar, dass ich am 12. Oktober letzten Jahres umgehend reagierte als Martin Hülle und Michael Schaake erneut eine Fotoreise zu den Lofoten für den Februar 2020 anboten. Als Natur-Freak wollte ich mir diese Fototage in traumhaft schöner Landschaft nicht entgehen lassen. Mit Erfolg: Ich konnte einen der raren Plätze ergattern.
Die Lofoten, Norwegens ungezähmte Inseln
Berge, Meer und mehr
Was soll ich nach meinen früheren Besuchen zu den Lofoten noch schreiben? Die Inseln machen einfach süchtig: Die schneebedeckte Landschaft wirkt wie mit Puder überzogen, die Berge in bedrohlichem schwarz gehalten wirken als extremer Gegensatz dazu. Immer wieder überraschend sind die ungezählten Farbnuancen des Meerwassers, von dunklem Blau über Grünblau, Türkis bis Blaugrün reichend. Kurze Tage, tiefer Sonnenstand und Wolken sorgen für eine einzigartig zauberhafte Lichtstimmung. Egal ob es, wie in unserem Falle, regnet, windet, schneit – oder auch mal die Sonne scheint; diese traumhafte Winterstimmung mit gedämpften Farbtönen zieht jeden Besucher in seinen Bann. Dazu im Idealfall die Sichtung von Polarlichtern, die für sich alleine die lange Anreise lohnen. Die wir diesmal aber leider nicht sahen.
Ein nordisches Sprichwort sagt «Wenn Dir das Wetter nicht gefällt, dann warte 10 Minuten». Das konnte in unserem Fall auch Stunden dauern. Der Tag in Henningsvær war so einer. Es reichte bei heftigem Schneefall für eine Aufnahme eines alten Fischkutters der für Instandsetzungsarbeiten aus dem Wasser gezogen wurde. Und die restliche Zeit? Drinnen im Trockenen an der Wärme verbracht :-).
Wir fahren am nächsten Tag bei Liland ab der E10 in Richtung Norden. Am zugefrorenen See Ostavatnet halten wir erstmals. Passieren später den ersten Tunnel und halten am Aussichtspunkt. Wir steigen über verschneites Terrain etwas ab und haben einen schönen Blick auf den kleinen Ort Mærvoll und den Fjord. Am Unstand Beach bleiben wir schliesslich bis zum Sonnenuntergang; fotografieren am Wasser und bei der weissen Kirche mit dem Friedhof.
Bei aufklarendem Wetter fahren wir am anderen Morgen bei Vareid rechts ab in Richtung Vikten und halten an der Westspitze an. Hier haben wir bei wechselnden Wetterbedingungen einen herrlichen Blick über das sturmgepeitschte Wasser des Vareidsundet. Innerhalb von 15 Minuten erleben wir hier Sonnenschein, Wind, Regen und Schnee.
Wir schlendern später durch Hamnøy; der Ort ruht in tiefen Winterschlaf. Hamnøy ist das älteste Fischerdorf auf dem atemberaubenden Lofoten-Archipel; klein aber hübsch in die Landschaft eingebettet. Mit dem markanten 389 Meter hohen Festhelltinden im Hintergrund. Es gilt als eines der malerischsten Dörfer in der Gemeinde Moskenes und ist aufgrund seiner landschaftlichen und unberührten Natur ein beliebtes Touristenziel. Ein Muss für jeden Fotografen: Das Motiv deshalb tausendfach in sozialen Medien «gepostet».
Nach Å, dem Fischerdorf am Ende der Strasse E10
Am äussersten Ende der Lofoten erhielt ein kleiner Ort den letzten Buchstaben des norwegischen Alphabets als Name: Å (als «Oh» gesprochen und als «Fluss» übersetzt). Heute noch mit 100 Einwohner ist Å ein lebendiges Museum mit über dreissig geschützten Häusern und Rorbuer. Wir laufen auf schneebedecktem Pfad das kurze Stück zum Å Viewpoint hinaus und verfolgen hier ein spektakuläres Verschwinden der Sonne hinter Wolken.
Auf dem Heimweg halten wir kurz vor Reine bei der Djupfjord Brücke an und klettern etwas den Hang aufwärts. Dadurch gewinnen wir eine grossartige Sicht auf das Wasser des Djupfjorden mit den Bergen Reinebringen und Munken im Hintergrund. Letzte Sonnenstrahlen beleuchten kurzzeitig die grauen Wolken und tauchen die Szenerie in ein goldenes Vorabendlicht.
Grosses Aufatmen am nächsten Morgen. Endlich ein richtig schöner Tag, wolkenlos und sonnig. Wir parken den Van in Haukland und wandern auf den Überresten der alten Pass-Strasse von 1850 hoch. Nach einer kurzen Rast auf der Höhe steigen wir weiter in Richtung des Mannen-Gipfels hoch und geniessen eine prächtige Aussicht auf Haukland, die tiefblaue Vikbukta Bay und die Berge dahinter.
Wir wandern in Neuschnee auf der Pass-Road weiter und hinunter zum Uttakleiv Beach, dem am meisten fotografierten Strand auf den Lofoten. Die malerische felsige Küste auf der linken Seite des Strandes bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zum Fotografieren, während der sandige Mittelteil zum Erkunden einlädt und der «Skolmen» als unverwechselbarer Hintergrund geduldig für jede Art von Aufnahmen dient.
Unerhörtes geschieht am nächsten Tag: Wir werden vor sieben Uhr geweckt. Was soll da bei völliger Dunkelheit fotografiert werden? Wir sitzen verschlafen im Bus und fahren von Anna Gerds Lofoten Guesthouse südwärts bis kurz vor Sennesvik. Im Osten geht langsam die Sonne auf und taucht die Szenerie in unwirkliche Rottöne – ein gewaltiges, spektakuläres Farbenspiel am Morgenhimmel. Das das frühe Aufstehen lohnt.
Nach dem Frühstück fahren wir auf der E10 ein Stück über Leknes hinaus und halten vor dem Tunnel links auf dem Parkplatz an. Einmal mehr ziehen wir die Crampons über die Schuhe; sie sollen uns Halt auf dem Aufstieg über harschen Schnee und Eis geben. Wir wollen die Szenerie mit dem Offersøykammen im Hintergrund fotografieren.
Wir wandern bei Kälte und mässigem Wind bei etwas bedecktem Himmel aufwärts; geniessen dennoch die Aussicht auf die turbulenten Gewässer des Nappstraumen. Oben bleiben wir ungefähr eine Stunde als plötzlich Sonnenstrahlen den Offersøykammen anleuchten und seine Flanke mit warmen Licht modellieren.
Lofoten Gem: Pittoreskes Nusfjord
Seit 1975 unter Denkmalschutz
Nusfjord also, das Denkmal geschützte Fischerdorf mit seinen 46 roten Rorbuer, den traditionell rot und gelb gestrichenen Holzhäusern, ist Endziel des heutigen Tages. Vor fünfzig Jahren noch kam der Kabeljau jeden Frühling zum Laichen hierher und der Fischfang blühte. Heute ist Nusfjord eher ein lebendiges Museum als ein Dorf. Ein authentisches Reiseziel mit einer unschlagbaren Lage.
Der Workshop ist beinahe um, am letzten Tag fahren wir zur weissen Kirche in Gimsøy. Windige See und heftiger Regen begrüssen uns bei der Ankunft auf dem Parkplatz vor der bekannten Kirche. Wir warteten eine Weile im Bus bevor der Regen aufhört und begeben uns dann ins Freie.
Alle Aufnahmen entstanden mit meiner Fuji GFX 50s und den Objektiven GF32-64mmF4 und GF23mmF4. Alle Bilder ab Stativ, Langzeitbelichtungen mit ND-Grad Filtern von Breakthrough. Bearbeitet mit Adobe Lightroom unter Verwendung von LUTs von Lutify.
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